Lehrende: Torben Schleiner
Veranstaltungsart: Seminar
Orga-Einheit: 03-Theaterwissenschaft
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Fach:
Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung: Öffentlichkeiten sind Grundvoraussetzung demokratisch verfasster Staaten und freiheitlicher Gesellschaften. Sie sind Aushandlungsort der öffentlichen Angelegenheiten und bilden das Publikum, vor dem Menschen sich und ihren Ideen von einem gelingenden gesellschaftlichen Zusammenleben Geltung verschaffen. Dabei ist im 18. Jahrhundert ein Struktur- und Funktionswandel auszumachen, in dessen Zuge sich das aufstrebende Bürgertum eine neue, eine der eigenen Sache dienende Öffentlichkeit und einen Resonanzraum für Fragen eines bürgerlichen Lebenswandels schuf. Doch mit welchen Mitteln gelang dies? Wie sicherte sich das Bürgertum schrittweise öffentliche Diskursmacht, und welche Rolle spielen in diesem Prozess theatrale Praktiken – sowohl im künstlerischen als auch im lebensweltlichen Bereich? Wie konstituieren theatrale Praktiken diese bürgerliche Öffentlichkeit? Diesen Fragen geht das Seminar in frühbürgerlichen Kontexten im frühen 18. Jahrhundert nach. Nach einführenden Sitzungen zu Öffentlichkeitstheorien, zu Fragen gesellschaftlichen Distinktionsgewinns und zur Relation künstlerischer und lebensweltlicher theatraler Praktiken nähern sich die Seminarteilnehmer:innen der Herausbildung dieser Öffentlichkeit an historischen Quellen an. Dabei spannt sich der Bogen von auf körperliche Praktiken zielenden Benimm- und Tanzlehrbüchern über universitäre „moralische Vorlesungen“ bis hin zu im Druck verbreiteten „Moralischen Wochenschriften“, deren Verfasser Fragen eines „richtigen“ bürgerlichen Verhaltens in der Öffentlichkeit diskutierten. Auch die Reformprozesse hin zu einer dem Bürgertum verpflichteten „moralisch“ eingerichteten „Schaubühne“ werden näher beleuchtet. Die Seminarteilnehmer:innen erproben sich in der analytischen Arbeit an Quellenmaterial, das auch die Basis der Hausarbeiten darstellt. In die Seminarstruktur eingebunden sind kleinere Einheiten, in denen auf das Verfassen von wissenschaftlichen Arbeiten vorbereitet wird, damit bereits zum Ende der Vorlesungszeit grobe Konzepte für die zu verfassenden Arbeiten stehen.