Lehrende: Dr. Johannes Gebhardt
Veranstaltungsart: Seminar
Orga-Einheit: 03-Kunstgeschichte
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Fach:
Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung: Blutverschmierte Hohepriester, Herzentnahmen bei lebendigem Leibe, blutdurchtränkte Erde – so bannte Mel Gibson in seinem 2006 ausgestrahlten Blockbuster ›Apocalypto‹ das blutrünstige Spektakel eines in der Kultur der Maya rituell begangenen Menschenopfers auf die Kinoleinwand. Und tatsächlich dominieren jene wie von Gibson inszenierten Narrative von brutalen Menschenopferritualen bis heute unser im kollektiven Gedächtnis verankertes Bild von den präkolumbianischen Kulturen Lateinamerikas. Ihren Ursprung hat die Verbreitung dieser Vorstellungen in der Invasion des amerikanischen Kontinents durch europäische Großmächte wie Spanien und Portugal im 16. Jahrhundert. Den christlichen ›Eroberern‹ zufolge waren Menschenopfer das Werk des Teufels, sie galten als Form von Idolatrie und Kannibalismus, die es durch die Missionierung der indigenen Bevölkerung zum christlichen Glauben in den neu errichteten Vizekönigreichen Neuspanien und Peru auszulöschen galt. Im Rahmen christlicher Glaubenspropaganda erfuhr das Narrativ vom blutrünstigen ›Eingeborenen‹ seine bildkünstlerische Distribution in Form von druckgrafischem Reproduktionsmaterial und Manuskripten – illustriert mit Szenen voller Blut. Jedoch zeigt ein eben nicht auf jenen eurozentrischen Bildnarrativen beruhender Blick auf präkolumbianische Gesellschaften ein viel differenzierteres Bild von rituellen Opferhandlungen in der ›Neuen Welt‹. Ziel des Seminars ist es, den Studierenden einen Überblick zum Thema des religiösen Opfers in den Vizekönigreichen Neuspanien und Peru zu verschaffen. Anhand von prähispanischen Artefakten sowie Kunstwerken der Kolonialzeit sollen Bildnarrative des Opfers kritisch beleuchtet und hinterfragt werden.
Organisatorisches: Lesekenntnisse Spanisch sind vorteilhaft, aber nicht Voraussetzung zur Teilnahme am Seminar.
Literatur: Wird im Seminar bekannt gegeben.