Lehrende: Prof. Dr. Wolfgang Matthias Fuhrmann
Veranstaltungsart: Vorlesung
Orga-Einheit: 03-Musikwissenschaft
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Fach:
Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung: Was ist Musiksoziologie? Die Erforschung von Musik innerhalb der Gesellschaft, die Beschreibung von Musik als „sozialem Faktum“. Aber was bedeutet das genau? Rund hundert Jahre nach ihrer Entstehung ist immer noch umstritten, worin die Kernaufgaben von Musiksoziologie liegen: Hat sie rein gegenwartsbezogen zu verfahren oder darf sie die Musikgeschichte mit einbeziehen? Folgt sie empirischen, also bspw. statistischen Verfahren oder geht sie von einer, u. U. sogar „kritischen“, Theorie der Gesellschaft aus? Erforscht sie lediglich Produktion und Rezeption von Musik oder versucht sie Gesellschaftlichkeit auch in der Musik selbst – in deren Strukturen, Formen, Bedeutungen – nachzuweisen? Die Vorlesung versucht, die hier formulierten Alternativen als bloße Scheingegensätze zu entkräften: „Historische“ und „systematische“, soziographische und musikanalytische Ansätze schließen sich nicht aus, im Gegenteil: Nur in ihrer Synthese kann Musik tatsächlich vollgültig als soziales Faktum beschrieben werden. Dies soll an einigen zentralen Begriffen erörtert werden: „Akteure und Strukturen“ fragt nach der Funktion von Arbeitsteilung, sozialen Ungleichheiten, Geschmack und Präferenz ebenso wie nach den Grundbegriffen musikalischer Sozialforschung wie Handlung und Kommunikation. „Ökonomien“ fragt nach Musik als Opfer und Ritual, Gabe und Geschenk, als Ware und Kunstwerk, schließlich ihrer Situation in heutigen Diskussionen über eine „shared economy“. „Medien“ versucht, die umfassende Medialität von Musik, die sich von Stimme und Instrument über Schrift bis zu Aufnahme und Klanggenerierung erstreckt, als gesellschaftliches Phänomen zu beschreiben. Beide Aspekte fließen im Begriff der „Kulturindustrie“ zusammen. Aspekte wie Naturbeherrschung und -ausbeutung, Gender, Religion und Politik werden dabei immer wieder zur Sprache kommen. Zugleich will die Vorlesung auch in die Geschichte und in die wichtigsten Texte der Musiksoziologie (von Max Weber über Theodor W. Adorno bis Christian Kaden) einführen.
Literatur: Kaden, Christian; Giese, Detlef; Schrammek, Bernhard: Art. „Musiksoziologie“, in MGG2, hrsg. v. Laurenz Lütteken, Kassel u.a. 1997