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Lehrende: Dr. Janine Schulze-Fellmann
Veranstaltungsart:
Seminar
Orga-Einheit: 03-Theaterwissenschaft
Anzeige im Stundenplan:
Fach:
Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden:
2
Unterrichtssprache:
Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung:
„Aber abgesehen von dem heftigen Verstoß gegen die Sitte, den das Theater damit beging, war mit Einführung der Frauen […] doch für alle Zeiten der Geschmack und das Urteil des männlichen, also des tonangebenden Publikums durch das geschlechtliche Interesse getrübt.“ Soweit Eduard Devrient in seiner berühmten „Geschichte der Deutschen Schauspielkunst“ in zwei Bänden (hier: Bd.1, S. 168), die erstmals 1848 herausgegeben wurde. Doch der „Störfaktor Frau“ macht sich auch schon in früheren Jahrhunderten, sowohl in den Aufführungspraktiken als auch in den europäischen Tanz- und Theatertheorien, bemerkbar. So findet sich im Kontext des höfischen Balletts (Ballet de Cour) des 17. Jh. eine Besetzungspraxis, die die Frauenrollen mit Männern besetzt (Cross-Casting). Das 18. Jahrhundert zeugt von zahlreichen Reformen und dadurch resultierenden Neuordnungen. Viele dieser gesellschaftlichen bis politischen Umbrüche fanden ihre Resonanz in der Betrachtung, Einordnung, Bewertung, Eingrenzung und Inszenierung von Körpern auf dem Theater. Wenn es um Frauen* auf der Bühne geht, dann geht es vor allem um Körper und Körperbilder, um deren gesellschaftliche Markierungen, deren Wahrnehmung in einer bestimmten Zeit, an einem bestimmten Ort, aber auch deren Sexualisierung.
Die Teilnehmenden dieses Seminars fokussieren sich, beginnend im 17. Jahrhundert, auf folgen-de Fragen: Wie sehen die Rollen aus, die als weiblich auf der Bühne markiert werden? Wer darf sie spielen, singen oder tanzen? Welche Rollen dürfen Frauen schließlich (mit Ende des 17. Jahrhunderts) auf oder hinter der Bühne übernehmen, welche werden ihnen untersagt oder zumindest kritisch hinterfragt? Wie werden Frauen auf und hinter der Bühne wahrgenommen? Wie wird ihre Kunst rezipiert und kritisiert? Warum gelten Frauen auf der Bühne von Beginn an als Störfaktoren – und für was oder wen? Und wie sieht das eigentlich im Theater des 21. Jahrhunderts mit den Frauen*(Rol¬len) bzw. ihrer Partizipation als Entscheidungsträgerinnen innerhalb kultureller Entwicklungen aus?
Theaterästhetische Fragen lassen sich hier nicht von gesellschafts- bis machtpolitischen Fragen trennen. Die Studierenden diskutieren Theorien und Inszenierungen im Kontext ihrer jeweiligen Zeit und entwickeln einen historiographischen und genderkritischen Blick auf dieses breite Themenfeld.
Literatur:
Literatur (Auswahl):
Hochholdinger-Reiterer, Beate: Kostümierung der Geschlechter. Schauspielkunst als Erfindung der
Aufklärung, Göttingen 2014.
Prest, Julia: Theater under Louis XIV. Cross-Casting and the Performance of Gender in Drama,
Ballet, and Opera, New York 2006.
Ruth B. Emde: Schauspielerinnen im Europa des 18. Jahrhunderts, Amsterdam 1997.
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