Lehrende: Jun.-Prof. Dr. Ingo Rekatzky
Veranstaltungsart: Seminar
Orga-Einheit: 03-Theaterwissenschaft
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Fach:
Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung: Angesprochen auf die verbreitete Definition von Schauspielen als veristische Menschendarstellung fragte Herbert Fritsch, Schauspieler und Regisseur, was denn menschlich sei – und wandte sich gegen die damit einhergehenden ethisch-moralischen Zuschreibungen. Es sei leider auch menschlich, sich gegenseitig abzuschlachten, weshalb er lieber Monster- oder Möbeldarsteller wäre: „So als Schrank auf die Bühne zu kommen…“. Er selbst halte es nicht aus, wenn Schauspieler:innen den Gestus der Ehrlichkeit bedienen. Sein Selbstverständnis als souveräner Schauspieler sei deshalb: „Ich bin ein Betrüger. Ich betrüge die Leute. Mache denen was vor. Verscheißer sie. Das macht mir Spaß. Wenn sie sich darüber amüsieren können, finde ich es wunderbar.“ Das Seminar begibt sich auf die Suche nach Möglichkeiten und Potentialen von schauspieleri-schem Erzählen in gegenwärtigen Theaterpraktiken, die sich in der Tradition souveräner Akteur:in¬nen sehen. Fokussiert werden hierzu – neben Fritsch – u.a. die Theaterarbeiten von Ariane Mnouch¬kine, Christoph Marthaler, René Pollesch, aber auch Barrie Koskys Musiktheaterinszenierungen mit Schauspieler:innen oder Barbara Bürks und Clemens Sienknechts Adaptionen von Klassikern der Weltliteratur – allerdings mit anderem Text und auch anderer Melodie. So unterschiedlich die Arbeitsweisen, Ästhetiken und Intentionen dieser Theatermacher:innen sein mögen, eint sie, dass eine souveräne Schauspielkunst und damit einhergehende Erzählweise im Zentrum steht. Aus Perspektive der historischen Anthropologie fokussiert das Seminar neben comödiantischen Techniken und Verfahrensweisen ein (de-)konstruierendes Spiel mit festgeschriebenen Menschenbildern ebenso wie die Frage, inwiefern souveränes schauspielerisches Erzählen Zugänge zu Auseinandersetzungen mit gegenwärtig virulenten Themenfeldern eröffnen kann. Zudem bereitet die Veranstaltung auf das Verfassen (theater-)wissenschaftlicher Texte vor. Dazu wird das Seminar im Rahmen des Writing Fellow-Programms des Academic Lab von einer Tutorin begleitet. Die Bereitschaft, die das Seminar begleitende Videosichttermine (dienstags, 17–19 Uhr) wahrzunehmen, wird vorausgesetzt. Weiterhin sind Aufführungsbesuche/Exkursionen geplant.
