Lehrende: Dr. Janine Schulze-Fellmann
Veranstaltungsart: Seminar
Orga-Einheit: 03-Theaterwissenschaft
Anzeige im Stundenplan:
Fach:
Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung: „Gute Architektur“, so der Architekt Wolfgang Meisenheimer, „ruft Tanz hervor.“ Umgekehrt beeinflusst jede Bewegung – und Tanz im Besonderen – die Wahrnehmung von Raum, bzw. bringt ihn überhaupt erst hervor. Räume geben Richtungen vor, grenzen ab, engen ein oder öffnen sich, bieten alternative Bewegungsmöglichkeiten, inspirieren zu Überschreitungen. (Tanzende) Körper im Raum machen diese Wahrnehmungen überhaupt erst möglich, lassen die Strukturen von Räumen sichtbar und erlebbar werden, irritieren den eigenen Blick auf altbekannte Terrains. Innerhalb der Entwicklungsgeschichte des Bühnentanzes bis heute lässt sich ein immer wiederkehrendes Interesse an der Einnahme unterschiedlichster Räume und ihrer jeweiligen strukturellen Gegebenheiten ablesen – mal, um die Herrschaft der Mächtigen über Stadt und Natur zu demonstrieren (z.B. höfische Festumzüge im öffentlichen Raum bis zu den barocken Gartentheatern des 17. Jahrhunderts), mal, um den Konventionen der gegebenen Tanz- und Theaterstrukturen zu entfliehen und im öffentlichen Raum mittels des Körpers zu reformieren oder gar zu revolutionieren (z.B. Isadora Duncans Auftritte in Natur- und Stadtraum zu Beginn des 20. Jahrhunderts, Trisha Brown mit ihren „Roof Pieces“ oder insgesamt die „Street Actions“ der Protagonist:innen des Postmodern Dance in den 1970er Jahren). Dabei trifft Kunst auf den Alltag und entrückt diesen, mitsamt den darin zufällig passierenden und unfreiwillig in den Blick geratenen Akteur:innen (z.B. „The Walk“ von Martin Nachbar 2012). Oder tanzende Körper werden, im Dialog mit der Stadtarchitektur, zu Spurenlesern von Erinnerungen, decken die Schichtungen von Vergangenheit und Geschichte auf, die sich mit bestimmen Häusern, Plätzen oder Straßen verbinden lassen (z.B. „mnemonic nonstop“ von Jochen Roller und Martin Nachbar 2005). Die Seminar-Teilnehmenden setzen sich mit Theorien rund um das Verhältnis von (Tanz-)Kör¬per, Raum und Architektur auseinander und diskutieren und analysieren tanzhistorische bis aktuelle Arbeiten, die sich innerhalb dieses Themenfeldes einordnen lassen.
