Lehrende: Jun.-Prof. Dr. Ingo Rekatzky
Veranstaltungsart: Seminar
Orga-Einheit: 03-Theaterwissenschaft
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Fach:
Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung: Unter dem Titel Reinventing Grassi erfahren derzeit die ethnologischen Sammlungen des Leipziger Grassimuseums eine grundlegende Neustrukturierung, die v.a. hinsichtlich des Anspruchs der Dekolonialisierung der eigenen Sammlungen und den damit verbundenen Fragen der Provenienzforschung, der Restitution bzw. Repatriierung als ergebnisoffener Prozess geführt wird. In den Fokus rücken hierbei die so genannten „Weule-Masken“, die der nachmalige Direktor des Leipziger Museums für ‚Völkerkunde‘ Karl Weule 1906/07 im heutigen Tansania gesammelt hat. Noch bevor man die Ausstellung betritt, benennt eine Trigger-Warnung gleich mehrere Problematiken, denen sich ethnologische Sammlungen heutzutage zu stellen haben: „In den folgenden Räumen sind unter anderem Objekte zu sehen und Ahnen anwesend, die durch unterschiedliche Gewaltkontexte in die Sammlungen des Museums gelangt sind.“ Die Warnung problematisiert nicht nur die zweifelhaften Umstände, unter denen die ‚Objekte‘ während der deutschen Kolonialzeit in einen musealen Kontext überführt worden sind: Sie hinterfragt mit dem Verweis auf die anwesenden Ahnen ebenfalls, ob es sich überhaupt um ‚Objekte‘ handelt, da hinter den ausgestellten Masken transzendente Figuren stehen, die im jeweiligen Maskenritual erscheinen. Die Lehrveranstaltung knüpft an diesen konkreten Befund an, indem sie aus dekolonialer Perspektive Fragen nach dem Umgang mit Fest- und Ritualmasken in Museen und Sammlungen aufwirft, aber nicht zuletzt auch überprüft, inwiefern aus einer gegenwärtigen transkulturellen Perspektive Zugänge zu Masken/Praktiken bzw. Masken/Figuren ermöglicht werden können. Dazu gliedert sich das Seminar in drei übergeordnete thematische Einheiten: Nach einer ersten allgemeinen methodisch-theoretischen Annäherung an Fest-, Ritual- und Theatermasken begibt sich der zweite Teil ausgehend von exemplarischen Masken in musealen Sammlungen aus transkultureller Perspektive auf eine historisierende Spurensuche nach ihrer Provenienz, aber auch den Praktiken und Figuren, die mit diesen Masken verbunden sind. In der dritten Einheit sollen die Studierenden in einer Projektarbeit mögliche Vermittlungsstrategien und Zugänge zu den Masken/Praktiken erarbeiten, die – als Teil der Prüfungsleistung – öffentlich präsentiert werden sollen (bspw. im Rahmen eines studentischen Symposiums). In der Lehrveranstaltung ist eine Kooperation mit dem Grassimuseum vorgesehen, zudem sind Exkursionen in andere ethnologische Sammlungen vorgesehen. Der konkrete Themenplan und die jeweiligen Projektphasen der Lehrveranstaltung werden in der ersten Sitzung gemeinsam besprochen.
