Lehrende: PD Dr. Christoph Volkmar
Veranstaltungsart: Seminar
Orga-Einheit: 03-Geschichte
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Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung: Die mitteldeutsche Metropole Magdeburg war im Sommer 1524 die erste Großstadt des Reiches, in der sich unter direkter Beteiligung Martin Luthers die Reformation durchsetzen konnte. Der Altstädter Rat stellte sich an die Spitze einer religiösen Bewegung und nutzte die Reformation als neuen Hebel im alten Ringen um städtische Freiheit. Der erzbischöfliche Stadtherr, Kardinal Albrecht von Brandenburg, zögerte nicht mit Gegenmaßnahmen bis hin zur Reichsacht. In der kaiserlichen Belagerung von 1550/51 sahen die Zeitgenossen auch den Endkampf des Luthertums um sein Überleben im Reich, wobei der militärische Widerstand von einer fulminanten Medienkampagne begleitet wurde. Als unbezwungene Jungfrauenstadt stieg Magdeburg zu einem zentralen Erinnerungsort des Protestantismus auf. Dieser Spannungsbogen führt bis zum Untergang der Elbmetropole im Dreißigjährigen Krieg, der ganz Europa erschütterte. Das Seminar will am Fallbeispiel in eine forschungsdiskursiv wie quellenorientiert geführte Diskussion einsteigen. Das alte Paradigma „(Reichs-)Stadt und Reformation“ wird dabei mit aktuellen Ansätzen der Metropolen- und Hanseforschung verknüpft. Die Teilnehmer analysieren die Verschränkung konfessioneller sowie reichs-, territorial- und kommunalpolitischer Interessen unter den Bedingungen eines verdichteten urbanen Kommunikationsraums. Ausgehend von den etablierten Typologien der Forschung wird dabei die Reformation in der Großstadt als eigenständiges Verlaufsmuster erkennbar, das zugleich medial als exemplarischer Beitrag zur Erneuerung der gesamten Christenheit verhandelt wurde.
Literatur: Kaufmann, Thomas: Das Ende der Reformation. Magdeburgs „Herrgotts Kanzlei“ (1548–1551/52) (Beiträge zur historischen Theologie 123), Tübingen 2003; Magdeburg und die Reformation, Bd. 1: Eine Stadt folgt Martin Luther, hg. von Maren Ballerstedt, Gabriele Köster und Cornelia Poenicke, Bd. 2: Von der Hochburg des Luthertums zum Erinnerungsort, hg. von Gabriele Köster, Cornelia Poenicke und Christoph Volkmar (Magdeburger Schriften 7–8), Halle 2016/17; Ausgewählte Quellen: www.magdeburger-spuren.de; http://digiref.reformationsportal.de.