Lehrende: Dr. Johannes Gebhardt
Veranstaltungsart: Seminar
Orga-Einheit: 03-Kunstgeschichte
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Fach:
Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung: Bis heute bildet die Verehrung von Heiligen einen zentralen Bestandteil katholischer Frömmigkeitspraxis. 2014 lockte die von Papst Franziskus feierlich begangene Kanonisierung von Johannes Paul II. und Johannes XXIII. Millionen Pilger:innen nach Rom. Während der Heiligsprechungszeremonie wurden die Reliquien der beiden Päpste in kostbaren Silberreliquiaren den Gläubigen auf dem Petersplatz präsentiert. Erst kürzlich kamen am 19. November 2021 in Neapel Tausende – unter geltenden Hygieneschutzbedingungen – zusammen, um dem wohl bekanntesten, sich bis heute regelmäßig ereignenden Blutwunder der katholischen Christenheit beizuwohnen: die wundersame Verflüssigung des in der Cappella del Tesoro als Reliquie in einer transparenten Ampulle verehrten Blutpartikels des neapolitanischen Schutzheiligen Januarius (San Gennaro). Bereits seit frühchristlicher Zeit zählen die Städte Rom und Neapel zu den südalpinen Zentren katholischen Reliquienkults. Zu kultischen Verehrungszwecken werden die menschlichen Überreste von Heiligen in Kirchen aufbewahrt und mithilfe komplexer ikonografischer Programme in Form von Freskenzyklen oder skulpturalen Bildsystemen präsentiert. Schon im Rom Kaiser Konstantins wurden die ersten christlichen Basiliken auf den Gräbern von Märtyrern errichtet. Die prinzipielle Repräsentationsbedürftigkeit von in der Regel unansehnlichen Reliquien führte im Mittelalter zur Gestaltung prachtvoller Reliquiare, die den irdischen Überrest einer/s Heiligen in seiner himmlischen Vollkommenheit darzustellen versuchten. Im Laufe der Geschichte erlangen künstlerische Strategien der Reliquieninszenierung immer aufwendigere Ausdrucksformen, die mit der Epoche des Barock im Hinblick auf Monumentalität einen weiteren Höhepunkt erreichen. Im Zuge der Gegenreformation werden zur Propagierung ›neuer‹ Heiligenlegenden Kapellen in den römischen und neapolitanischen Kirchen errichtet, deren ikonografische Ausstattungsprogramme sich durch ein bis dato nicht dagewesenes Maß an Pracht und Glanz auszeichnen. Vor dem Hintergrund der in den letzten Jahren vermehrt in der kunsthistorischen Forschung thematisierten Materialitätsdiskurse widmet sich das Exkursionsseminar künstlerischen Ausdrucksformen der Heiligenverehrung von den Wurzeln des Christentums bis in das Zeitalter des Barock. Den geografischen Schwerpunkt bilden die beiden italienischen Städte Rom und Neapel. Dabei werden unterschiedliche Typen der Reliquieninszenierung behandelt, u. a. Heiligengräber, Reliquiare, Altarbilder, Freskenzyklen sowie skulpturale Ausstattungsprogramme.
Organisatorisches: Die Einschreibung für die Exkursionen fand bereits im Februar statt.
