Lehrende: Prof. Dr. Dr. Tanja Zimmermann
Veranstaltungsart: Seminar
Orga-Einheit: 03-Kunstgeschichte
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Fach:
Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung: Bald nach ihrer Erfindung 1839 wurde die Fotografie auch zum Medium der Kriegsberichterstattung. Solange die zunächst schweren Kameras und die langen Belichtungszeiten noch keine Bewegung erfassen konnten, wurden vorwiegend Soldatenporträts und Kriegslandschaften aufgenommen. Die Dynamik der Kriegshandlungen wurde daher bevorzugt in der Malerei festgehalten. Doch auch für die Gestaltung monumentaler, immersiver Schlachtenpanoramen zog man Fotos heran. Seit den 1880er Jahren wurde das Equipment mobiler, so dass das Foto im Ersten Weltkrieg zum Instrument des Luftkriegs wurde. Ein medialer Umbruch erfolgte in den 1920-30er Jahren nach der Erfindung der kleinen, mobilen Leica, die im Prinzip noch heute verbindliche Genres des Fotojournalismus und der -reportage auf den Plan brachte. Bis in die 1990er stieg eine hoch artifizielle Fotografie zum wichtigsten Medium auf, um die Kriegserfahrung darzustellen. Seitdem die digitalen Techniken der Bildbearbeitung den Wahrheitsanspruch der Fotografie erschütterten, wird diese Art der Fotografie in den Bereich der Kunst verdrängt. Ihr erwächst Konkurrenz durch „citizen journalism“, d.h. durch Smartphone-Fotografien, die ohne Bearbeitung sofort nach dem Ereignis in den sozialen Medien gepostet werden. Neben die traditionelle Kriegsphotographie treten zudem andere Medien wie Graphic Novels oder Mixed-Media-Installationen. In der Veranstaltung werden die wesentlichem medialen Etappen in der Kriegsfotografie seit der Mitte des 19. bis ins digitale Zeitalter vorgestellt und auch die Wege ihrer Distribution in der Presse, im fotografischen Buch, auf Ausstellungen bis hin zu sozialen Medien verfolgt. Zugleich wird auch das Problem der Zeugenschaft, der Vermittlung von Informationen und Emotionen sowie des Verhältnisses von Ethik und Ästhetik angesprochen.
Literatur: (Auswahl): Susan Sontag: Das Leiden anderer betrachten. Frankfurt/Main 20175; Judith Butler: Raster des Krieges – Warum wir nicht jedes Leid beklagen. Frankfurt/Main u.a. 2010; Gerhard Paul: Bilder des Krieges. Krieg der Bilder. Die Visualisierung des modernen Krieges. Paderborn u.a. 2004; ders.: BilderMACHT. Studien zur Visual History des 20. Und 21. Jahrhunderts. Göttingen 2013; Bern Hüppauf: Fotografie im Krieg. Paderborn 2015; Philip Hammond: Media, War & Postmodernity. New York 2007; Ute Daniel (Hg.): Augenzeugen. Kriegsberichterstattung vom 18. zum 21. Jahrhundert. Göttingen; Otto-Karl Werkmeister: Der Medusa-Effekt. Politische Strategie seit dem 11. September 2001. Berlin 2005; Stephen E. Eisenman: The Abu Ghraib Effect. London 2007; Stefan Germer/Michael F. Zimmermann (Hg.): Bilder der Macht. Macht der Bilder. Zeitgeschichte in Darstellungen des 19. Jahrhunderts. München/Berlin 1997.