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Lehrende: Dr. Arnold Bartetzky; Prof. Dr. Martin Schieder
Veranstaltungsart:
Seminar
Orga-Einheit: 03-Kunstgeschichte
Anzeige im Stundenplan:
Fach:
Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden:
2
Unterrichtssprache:
Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung:
Am 31. August 1794 legte der Abbé Gregoire dem Revolutionskonvent seinen Bericht Über Zerstörungen durch Vandalismus und wie man diese unterbinden kann vor, in dem er eindrücklich davor warnte, die verhaßten Monumente der absolutistischen Vergangenheit zu zerstören. Nur „Barbaren“, so betonte er, „hassen die Wissenschaften und zerstören die Monumente der Kultur. Freie Menschen lieben und bewahren sie“. Damit formulierte er maßgeblich den Gedanken des kulturellen Erbes und der nationalen Erinnerung. In den vergangenen Jahrzenten mehren sich gleichwohl in allen Teilen der Welt Angriffe auf politisch mißliebige Denkmäler. Die auf die Aufklärung zurückgehende Idee, daß auch ein unbequemes Kulturerbe, dessen Botschaften nicht den Weltanschauungen und Werten der Gegenwart entsprechen, erhaltenswert sei, scheint inzwischen selbst in liberalen Gesellschaften des Westens in Frage zu stehen. Zwischen dem Aufstieg und Niedergang totalitärer Regime, den Bewegungen des Postkolonialismus und dem Aufkommen der Cancel Culture erlebt die Welt einen globalen Ikonoklasmus von oben und von unten. Er stellt Politik, Gesellschaft und Wissenschaft vor die dringende Frage, wie heute mit belastetem und belastendem Erbe umzugehen ist. Vor diesem Hintergrund verfolgt das Seminar das Ziel, in einer Perspektive der longue durée die kulturanthropologischen Muster, Typologien, Inszenierungen und Medialisierungen von Bilderstürmen zwischen Französischer Revolution und Black Lives Matter zu analysieren. Es wird begleitet von einer Vortragsreihe zu verschiedenen Aspekten des Denkmalsturzes in Geschichte und Gegenwart, die in Kooperation mit dem Leibniz-Forschungsverbund Wert der Vergangenheit organisiert wird.
Organisatorisches:
Die dazugehörigen Ringvorlesungen finden donnerstags 18 Uhr im GWZO statt.
Literatur:
Demontage… revolutionärer oder restaurativer Bildersturm? Bilder & Texte, hrsg. von Götz Aly, Berlin 1991; Bildersturm in Osteuropa. Die Denkmäler der kommunistischen Ära im Umbruch. ICOMOS – Hefte des Deutschen Nationalkomitees 12, hrsg. vom Nationalkomitee der Bundesrepublik Deutschland. München 1994; Denkmalsturz. Zur Konfliktgeschichte politischer Symbolik, hrsg. von Winfried Speitkamp. Göttingen 1997; Gamboni, Dario: Zerstörte Kunst. Bildersturm und Vandalismus im 20. Jahrhundert, Köln 1998; Denkmale und kulturelles Gedächtnis nach dem Ende der Ost-West-Konfrontation, hrsg. von der Akademie der Künste, Berlin 2000; Tauber, Christine: Bilderstürme der Französischen Revolution, Freiburg i. B., 2009; Saunders, Anna: Memorializing the GDR, New York, NY, 2018; Macaluso, Laura A.: Monument Culture: International Perspectives on the Future of Monuments in a Changing World, 2019; Blokker, Johanna: Denkmalsturz und Denkmalschutz. Positionen der Denkmalpflege zum Umgang mit Denkmälern des Kolonialismus, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, 40–41/2021, URL: https://www.bpb.de/apuz/geschichte-und-erinnerung-2021/341137/denkmalsturz-und-denkmalschutz#footnode17-17; Parzinger, Hermann: Verdammt und vernichtet. Kulturzerstörungen vom Alten Orient bis zur Gegenwart. München 2021.
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