Lehrende: Jun.-Prof. Dr. Ingo Rekatzky
Veranstaltungsart: Vorlesung
Orga-Einheit: 03-Theaterwissenschaft
Anzeige im Stundenplan:
Fach:
Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung: Das Zeitalter der Renaissance gilt – wie der Name schon sagt – als Epoche der Wiedergeburt der Antike. Auf Theater bezogen trifft dies allerdings nur sehr bedingt zu: Zweifelsohne bildete die Antike – bzw. vielmehr das, was einige Gelehrte hierfür gehalten haben – den Bezugspunkt für die Genese des akademischen Kunsttheaters, die sich in der Spätrenaissance von Norditalien aus vollzog. Vorausgegangen sind aber langwierige philosophisch-anthropologische und kulturhistorische Aushandlungen über die alles entscheidende Frage, ob denn theatrale Praktiken – sei es als Kunst, sei es in der sozialen Lebensrealität – in der eigenen Kultur überhaupt statthaft sind: mit gravierenden Folgen für die Definition eines zukünftigen Theaters. Und zeitlich parallel zur Genese des akade¬mischen Kunsttheaters professionalisierte sich um die Mitte des 16. Jahrhunderts die so genannte Commedia all’improvviso, die Theaterkunst der damaligen Berufsschauspieler und auch Berufs¬schauspielerinnen. Diese hochartifizielle, professionelle Schauspielerkunst bewegte sich nicht in den Grenzen des klassisch-humanistischen Wissenssystems und positionierte sich auf eigene Weise zu den kulturellen Werten der Renaissance. Die Vorlesung wagt einen einführenden Überblick zu den ‚zwei Theatern der Renaissance‘, dem Kunsttheater und der Theaterkunst und betrachtet, wie diese jeweils im kulturellen Gefüge der Renaissance zu anderen Künsten bzw. zu philosophischen wie anthropologischen Diskursen zu verorten sind – nicht zuletzt zu der utopischen Vorstellung eines Lebens ohne Theater. Mit den Methoden einer Theatergeschichtsforschung aus gegenwärtiger Perspektive gilt es dabei nicht nur Ursprungsmythen oder ‚Luftwurzeln‘ zu revidieren, die auch heute noch zur Legitimation späterer Theaterdefinitionen herangezogen werden: Es stellt sich ebenfalls die Frage nach der Relevanz für gegenwärtige Theaterdiskurse und Theaterpraktiken.