Lehrende: Stephan Schnell
Veranstaltungsart: Seminar
Orga-Einheit: 03-Theaterwissenschaft
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Fach:
Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung: Weimarer Republik – diese Bezeichnung hat sich seit 1945 für das Deutsche Reich in der Zeitspanne von 1918 bis 1933 durchgesetzt. Der Ortsname deutet es an: „Geschichte spielt nicht nur in der Zeit, sondern auch im Raum“ (Karl Schlögel). Dies gilt auch für die Theaterhistoriografie. Theaterpraxis vollzieht sich in zeitgebundenen Theatralitätsgefügen an konkreten Schauplätzen. Zwar kreisen die historischen Narrative der Weimarer Republik dominant um das topografische Narrativ der Gro߬stadt. Berlin, die große Asphaltstadt (Brecht), erscheint als die Bühne, auf der die wesentlichen kultu¬rellen, politischen und sozialen Diskurse verhandelt werden. So wird aktuell auch die Zeit der „Goldenen Zwanziger“ (1924 – 1929) popkulturell im Babylon Berlin verortet. Es lohnt aber auch eine Auseinandersetzung mit Theaterpraktiken außerhalb der Metropolen, die das Seminar mit Blick auf Kassel und die hessische Provinz unternehmen wird. Im Zentrum steht die Sammlung „Das Wehlheider Hoftheater monatlich erscheinendes Nachrichtenblatt der Kasseler Laienbühne v. 1911“ (1924 – 1931). Die Vielfalt des historischen Materials (u.a. Programmzettel, Kritiken, Programmatiken, Stückbeschreibungen, Portraits und Anzeigen) eröffnet den Blick auf die Praktiken einer Laienbühne, auf zeitliche Schichtungen und räumliche Spannungsverhältnisse. Im Lokalen vollziehen sich Prozesse und entspinnt sich ein spezifisches Verhältnis von Lebenstheater, Kunsttheater, Theaterspiel und Nicht-Theater das in Differenz zu anderen Orten als Ungleichzeitig-keit im Gleichzeitigen lesbar wird. Am Horizont des Seminars steht die Frage, was aus der Lektüre des Raumes für die Gegenwart als einer Historiografie der Präsenz zu lesen wäre.