Lehrende: Dr. Katrin Gurt
Veranstaltungsart: Seminar
Orga-Einheit: 03-Geschichte
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Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung: Am 14.5.2020 jährte sich mit der Befreiung von Andreas Baader und dem „Sprung“ Ulrike Meinhofs in den Untergrund zum 50. Mal der Gründungstag der RAF. Vielleicht ist es dem schon immer ambivalenten Verhältnis zwischen Presse und der „Bader-Meinhof-Gruppe“ geschuldet, dass dieser Jahrestag pressemedial erstaunlich geräuscharm verlief. Zu erwarten waren trotz bisher umfangreicher Forschungen weitere wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Veröffentlichungen. Und sie kamen - mit zum Teil erstaunlichen Ergebnissen. Unter diesen Prämissen hat sich das Seminar zwei Ziele gesetzt: Das erste Vorhaben besteht darin, die Geschichte der RAF bis zu deren Auflösung 1998 unter anderen als den bisher bekannten und immer wieder behandelten Aspekten mit mythischer Unterlegung zu betrachten. Dazu gehört u.a. die Frage nach dem Selbstverständnis. Welche konkreten Umsetzungspläne der sogenannten Weltrevolution existierten, was wollte die RAF konkret, mit welchen Strategien setzte sie ihre Ideen durch und wie konnte die RAF ihr eigenes Handeln vor sich selbst und ihren zweitweise kaum überschaubaren Anhängern rechtfertigen? Welche Einflüsse hatten die Ereignisse von 1989 auf die dritte Generation? Die zweite Absicht des Seminars resultiert aus der langjährigen Beobachtung, dass zum Teil durch Studierende kritiklos Literatur konsumiert und mit ihr umgegangen wird, wenn sie den angeblichen Stempel der Wissenschaftlichkeit trägt. Richtig, ist, dass die Erstellung eines rekonstruierten objektiven Bildes der Geschichte schlichtweg nicht möglich ist. Eine Annäherung an das tatsächlich Geschehene scheint zwar auch schwierig, aber eher umsetzbar zu sein. Dazu ist es notwendig, vorhandene und möglichst viele – besonders auch aktuelle - Arbeiten, die sich mit der Geschichte der RAF ernsthaft beschäftigen, zu prüfen und sich ein eigenes Urteil zu bilden. Dazu werden in dem Seminar unterschiedlichste Texte und Monografien vorgestellt, die durch die Studierenden auf Sinnhaftigkeit und saubere Quellenarbeit überprüft werden sollen. Wie bewertet man ein Werk mit dem Titel „Die RAF hat euch lieb“, das von Bettina Röhl, der Tochter Ulrike Meinhofs, geschrieben wurde? Muss man es nicht von Beginn an verwerfen, weil es von renommierten Wissenschaftlern als wütende Aufarbeitung der eigenen Geschichte bezeichnet wird?