Lehrende: Dr. Alexander Sembdner
Veranstaltungsart:
Seminar
Orga-Einheit: 03-Geschichte
Anzeige im Stundenplan:
Fach:
Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden:
2
Unterrichtssprache:
Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung:
„In der Mitte Europas ist der moderne Staat im Territorium, in der Landesherrschaft, entstanden“, so Peter Moraw in seinem grundlegenden Werk ‚Von offener Verfassung zu gestalteter Verdichtung. Das Reich im späten Mittelalter 1250 bis 1490‘ (Propyläen Geschichte Deutschlands), und weiter: „Landesherrschaft kann man als die Vollendung adliger Herrschaft auffassen.“ Landesherrschaft war die Bündelung von Einzelrechten in der Hand eines Herrn und diese Rechte umfassten Eigentum über Grund und Boden sowie Herrschaft über die das Land bebauenden Leute. Zugleich gehörten die Rechte aber nicht einer einzelnen Person, sondern einer adligen Familie, der Dynastie, und konnten deshalb erblich weitergegeben werden. Landesherrschaft war deshalb (im Gegensatz zum Königtum) Erbherrschaft, die Herrschaft über Land und Leute untrennbar mit einer Dynastie verflochten. Die Dynastie war das Kraftzentrum vormoderner Staatlichkeit.
Das thematisch strukturierte Seminar will das Thema Landesherrschaft und Dynastie anhand bayrischer, brandenburgischer und sächsischer Beispiele unter verschiedenen Gesichtspunkten beleuchten. Es fragt u. a. nach dem Entstehen der Landesherrschaft, nach den inneren Strukturen und Funktionsmechanismen mittelalterlicher Dynastien, nach Strategien der Herrschaftsweitergabe und Konfliktregelung, nach den Wechselwirkungen zwischen Landesherren und beherrschtem Land. Das Seminar basiert auf der Lektüre bereitgestellter Literatur und dem Anfertigen kleinerer Essays als Prüfungsvorleistung. Auf diese Weise üben die Seminarteilnehmer zugleich die für das Studium unabdingbare Schreibkompetenz. Anhand gedruckter und z. T. ungedruckter Überlieferung werden darüber hinaus die angesprochenen Themenfelder erarbeitet und so der praxisorientierte wie quellenkritische Umgang mit historischem Material geübt. Deshalb sollten die Seminarteilnehmer die Bereitschaft mitbringen, sich auf Latein und Frühneuhochdeutsch als dominanter Schriftsprachen der Zeit einzulassen.
Organisatorisches:
Das Seminar wird in sieben Folgen alle zwei Wochen ab dem 27. Oktober 2020 bis zum 4. Februar 2021 auf der Lernplattform Moodle angeboten. Die Seminarteile sind konsekutiv angelegt, weshalb regelmäßige Teilnahme und die regelmäßige Erledigung der Aufgabenstellungen, die bis zur nächsten Sitzung zu bearbeiten sind, unverzichtbar sind.
Literatur:
Brunner, Otto, Land und Herrschaft. Grundfragen der territorialen Verfassungsgeschichte Österreichs im Mittelalter, unveränd. reprograf. Nachdr. d. 5. Aufl., Darmstadt 1990; Holzfurtner, Ludwig, Die Wittelsbacher. Staat und Dynastie in acht Jahrhunderten (Urban-Taschenbücher 592), Stuttgart 2005; Neugebauer, Wolfgang, Die Hohenzollern. Bd. 1: Anfänge, Landesstaat und monarchische Autokratie bis 1740 (Urban-Taschenbücher 573), Stuttgart 1996; Rogge, Jörg, Die Wettiner. Aufstieg einer Dynastie im Mittelalter, Ostfildern 22009; Schubert, Ernst, Fürstliche Herrschaft und Territorium im späten Mittelalter (Enzyklopädie Deutscher Geschichte 34), München 22006; Spiess, Karl-Heinz, Familie und Verwandtschaft im deutschen Hochadel des Spätmittelalters. 13. bis Anfang des 16. Jahrhunderts, Stuttgart 22015.
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