Lehrende: Prof. Dr. Stefan Keym
Veranstaltungsart:
Vorlesung
Orga-Einheit: 03-Musikwissenschaft
Anzeige im Stundenplan:
Fach:
Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden:
1
Unterrichtssprache:
Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung:
"Obwohl ihre Strukturprinzipien bereits vorher ausgebildet wurden, stieg die Symphonie erst um 1800 zur führenden musikalischen Gattung auf (besonders im deutschen Raum). Diese Entwicklung ist kompositorisch vor allem mit Beethoven verbunden, der nicht nur die äußeren Dimensionen, sondern auch das transmusikalische Ausdrucks- und Konnotationspotenzial der Symphonie wesentlich erweiterte. Die starke Wirkung, die von seinen Werken ausging, wäre jedoch nicht möglich gewesen ohne bestimmte soziale und ästhetische Rahmenbedingungen, die entscheidend von Leipzig geprägt wurden: Die Gewandhauskonzerte wurden zum Vorbild der neuen bürgerlichen Kultur „seriöser“ Instrumentalmusik; die Leipziger Allgemeine musikalische Zeitung bestimmte den Diskurs, der den Kult um die „reine“ Instrumentalmusik fest im bürgerlichen Bildungskanon verankerte. In der zweiten Jahrhunderthälfte etablierte sich diese Kultur im Zuge internationaler Transferprozesse dann auch in vielen anderen Ländern und regte dort charakteristische Modifikationen des Gattungskonzepts an.
Die Vorlesung zeichnet die Gattungsgeschichte der Symphonie im 19. Jahrhundert in ihren satztechnischen, ästhetischen, sozial- und kulturhistorischen Dimensionen nach. Neben den „Heroen“ Schubert, Berlioz, Mendelssohn, Schumann, Liszt, Brahms, Dvorák, Tschaikowsky, Bruckner und Mahler, für die die Auseinandersetzung mit dem Erbe Beethovens im Mittelpunkt stand, werden auch in Vergessenheit geratene Komponisten berücksichtigt, deren Schaffen zu ihrer Zeit für Aufsehen sorgte. Dadurch soll das Bewusstsein geschärft werden für den Unterschied zwischen der historischen Entwicklung der Gattung und dem Symphonik-Kanon des heutigen internationalen Konzert- und Tonträgermarkts."
Organisatorisches:
online
Informationen dazu, ob die Veranstaltungen als Online-Lehre oder Präsenz-Lehre stattfinden und zu den Räumen erhalten sie im Vorlesungsverzeichnis, das bis Mitte Oktober auf der Institutshomepage veröffentlicht wird.
Literatur:
"Brown, A. Peter. The Symphonic Repertoire, Bd. 2 (Klassik bis Schubert), 3A und 3B (19. Jh.) und 4 (Wien Jahrhundertwende), Bloomington, Indiana 2002-2008.
Bonds, Mark Evan: After Beethoven. Imperatives of Originality in the Symphony, Cambridge, Mass./London 1996.
Grotjahn, Rebecca: Die Sinfonie im deutschen Kulturgebiet 1850 bis 1875. Ein Beitrag zur Gattungs- und Institutionengeschichte, Sinzig 1998.
Gruber, Gernot / Schmidt, Matthias (Hrsg.): Die Sinfonie zur Zeit der Wiener Klassik, Laaber 2007 (Handbuch der musikalischen Gattungen 2).
Holoman, D. Kern (Hrsg.): The Nineteenth-Century Symphony. Studies in Musical Genres and Repertories, New York 1997.
Oechsle, Siegfried: Symphonik nach Beethoven. Studien zu Schubert, Schumann, Mendelssohn und Gade, Kassel 1992.
Steinbeck, Wolfram: Romantische und nationale Symphonik, Laaber 2002 (Handbuch der musikalischen Gattungen 3,1)."
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