Lehrende: Dr. Melanie Gruß
Veranstaltungsart: Seminar
Orga-Einheit: 03-Theaterwissenschaft
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Fach:
Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung: Seit etwa den 1990er Jahren finden sich parallel zu einem gesellschaftlichen Neudenken von „Behinderung“ verstärkt Tanz- und Theaterprojekte, bei denen Schauspieler/Tänzer mit und ohne Behinderung gemeinsam auf der Bühne agieren. Neben eigens gegründeten inklusiven Theater-gruppen wie Thikwa oder Rambazamba (Berlin) beziehen aber auch Arbeiten namhafter Regisseure und Choreografen Darsteller mit Behinderung in ihre Inszenierungen ein (so z.B. 2002 Christoph Schlingensiefs „Freakstars 3000“, 2012 Jérôme Bels „Disabled Theater“ oder 2017 Milo Raus „Die 120 Tage von Sodom“). Kulturgeschichtlich nimmt der „behinderte“ Körper eine besondere Stellung ein, markiert er doch immer eine Abweichung von normierten und idealisierten Körperbildern. Damit hat er zugleich einen wesentlichen Anteil an neuzeitlichen Definitionen und Konstruktionen eines vermeintlich „Norma¬len“. Nicht nur auf Jahrmärkten oder in Monstrositäten-Kabinetten sondern auch in wissenschaftlich-naturkundlichen Sammlungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts wurde der andere, entstellte Körper zur Untermauerung gängiger Herrschafts- und Machtdiskurse zur „Schau“ gestellt. Diese Kategorisierungen gilt es im Seminar in historisch-anthropologischer Perspektive zu verfolgen und zu hinterfragen und dagegen aktuelle Zugänge der Disability Studies zu skizzieren, die auf theo¬retischer Ebene Behinderung als soziales Problem beschreiben. Ausgehend von der Annahme, dass die (Theater)Bühne einen prädestinierten Ort auch für die Verhandlung des Umgangs mit Behinde¬rung bietet, sollen mithilfe der Analyse verschiedener Tanz- und Theaterproduktionen die dabei entwickelten Modelle diskutiert werden.