Lehrende: Jun.-Prof. Dr. Ingo Rekatzky
Veranstaltungsart: Vorlesung
Orga-Einheit: 03-Theaterwissenschaft
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Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung: „Bist du Künstler oder arbeitest du im Service?“ Für den Schauspieler Fabian Hinrichs handelt es sich dabei um die zentrale Frage für seine Profession im 21. Jahrhundert: Der Schauspieler (und natürlich auch: die Schauspielerin) sei nämlich keinesfalls ein „Dar-Steller“, „Dar-Geher“ oder gar „Dar-Steher“, sondern ein souveräner Künstler – und somit ein weitgehend unbekanntes Wesen. Hinrichs Äußerung erregte beim Berliner Theatertreffen 2018 lautstarken Widerspruch – obwohl sie auf eine elementare Leitfrage in der Modifizierung und Legitimation von schauspielerischen Praktiken als einer europäischen Langzeitauseinandersetzung verweist. Die Vorlesung eröffnet Zugänge zu kulturellen Konstellationen, welche die Frage nach dem Schauspielerischen immer wieder aufwerfen und aushandeln. Der Fokus richtet sich dabei – mit Rekurs auf Antike, Mittelalter und Moderne – vor allem auf entscheidende theaterhistorische „Weichenstellungen“ in der Frühen Neuzeit: Die Herausbildung einer an Rhetorik und kanonisierten Wissensbeständen orientierten Darstellungskunst im Renaissance-Humanismus einerseits und die zeitlich parallel verlaufende Professionalisierung der Schauspielerkunst andererseits, die sich aus älteren popularkulturellen Praktiken und Vorstellungen speiste. Aus Perspektive der theaterbezogenen historischen Anthropo-logie werden so nicht zuletzt gegenwärtige Definitionen des Darstellens bzw. des Schauspielens betrachtet und kritisch hinterfragt.