Lehrende: Dr. Corinna Kirschstein
Veranstaltungsart: Seminar
Orga-Einheit: 03-Theaterwissenschaft
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Fach:
Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung: In den Auseinandersetzungen um das Für und Wider von Theater im ausgehenden 17. und beginnenden 18. Jahrhundert eint dessen Verteidiger und Gegner die Ablehnung verschiedenster Erscheinungsformen des Wunderbaren. Künste der Erfindung und des Staunen-Machens, die über Jahrhunderte theatrale Praktiken prägten, werden diskreditiert: aus religiöser Perspektive als Befriedigung eitler Sinnenlust durch „abentheuerliche Extravagantzien und Poetische fictionen“ (Vockerodt) bzw. aus aufklärerischer Perspektive als „ungereimte Zauberhistorien“ (Gottsched), die der ‚Natur‘ und ‚Vernunft‘ widersprechen. Derartige Diffamierungen können als Reaktionen auf einen umfassenden Struktur- und Funk-tionswandel von Theater gelesen werden, der zu dessen Neu-Etablierung als ausschließlich inner-weltliche Institution führen sollte. Abwehr- und Ausgrenzungsstrategien gegenüber dem Präsen-tieren heterogener Weltentwürfe lassen sich auf so verschiedenen Ebenen wie der Bühnenpraxis und der verwendeten Kunstmittel, aber auch der Verdrängung performativer Praktiken aus dem Alltag und in philosophischen Entwürfen ausmachen. Die Frage, was auf dem Theater in welchen Erzählstrukturen gezeigt werden kann bzw. darf, ist eng mit anthropologischen Entwürfen verwo¬-ben, die auf die Konstitution des Subjekts als mit sich selbst identischem Individuum abzielen. Anhand der Lektüre und Analyse ausgewählter Texte soll Fragen nach den Erscheinungs-formen, spezifischen Strukturen, Funktionen und Darstellungsverfahren des Wunderbaren auf dem Theater im frühen 18. Jahrhundert nachgegangen werden.