Lehrende: Dr. Veronika Darian
Veranstaltungsart: Vorlesung
Orga-Einheit: 03-Theaterwissenschaft
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Fach:
Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung: Geste und Theater sind kaum unabhängig voneinander zu denken. Das Theater der überzeugenden Rede, wie man die antike Rhetorik auch nennen könnte, kommt ebenso wenig ohne die rhetorische, das heißt rednerische wie auch beredte Geste aus wie das repräsentative Theater eines theatrum mundi, wie es beispielsweise an den Höfen des Sonnenkönigs und seiner Nachfolger (und Nach-macher) vorherrschte. Denis Diderots Tableaus sind nicht ohne ein Gestenrepertoire des Bürger-lichen Theaters zu denken. Und Aby Warburgs Mnemosyne-Projekt hätte ohne die Wanderungen wiedererkennbarer Gesten durch die Kunstgeschichte sicherlich keinen Atlas hervorgebracht. Doch wurde die in diesen Beispielen mal mehr, mal minder vordergründige Semiotik der Gesten, die man in Gestentafeln und gesellschaftlichen Codices immer wieder festzuhalten sich bemühte, genauso beständig durchkreuzt durch eine festzustellende Zwecklosigkeit der Gesten selbst. Nicht erst Giorgio Agambens Noten zur Geste markierten diese eben als „Mittel ohne Zweck“, wodurch der einen, semiotischen Theorielinie über Gesten (mindestens) eine zweite an die Seite gestellt war. Die dritte Linie betrifft den gesellschaftlich-gemeinschaftlichen Aspekt, dem sich unter anderen Bertolt Brecht mit dem sozialen Gestus zuwandte. Die Vorlesung wird diese verschiedenen theoretischen Konzeptionen mit prägnanten Beispielen aus Theater, bildender Kunst, Tanz und Performance in Beziehung setzen. Gleichzeitig geht die Veranstaltung davon aus, dass (Er-)Forschung (auch die der Geste) eine spezifische Haltung der je Forschenden zum je zu Erforschenden verlangt, die versuchs-weise als Perspektive einer Gestischen Forschung verhandelt werden soll.