Lehrende: PD Dr. Jürgen Dinkel
Veranstaltungsart: Übung
Orga-Einheit: 03-Geschichte
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Fach:
Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung: Testamente gewähren in besonderer Weise Einblicke in die individuellen Wertevorstellungen, Vermögensverhältnisse und persönlichen Nahbeziehungen des Schreibenden. Aus juristischer Perspektive bestimmen sie die Aufteilung des Vermögens eines Verstorbenen unter seinen Erben. (Gefälschte) Testamente stellen daher einen dankbaren Ausgangspunkt für Märchen, Krimis und Romane dar. Doch auch von Historikerinnen und Historikern werden sie bis in die Gegenwart als wichtige Quellen in unterschiedlichen Forschungsprojekten herangezogen. Und bis in die Gegenwart hinein werden diese Quellen hauptsächlich handschriftlich verfasst. Vor diesem Hintergrund verfolgt die Übung zwei Ziele: Erstens werden wir uns aus kultur- und sozialgeschichtlicher Perspektive mit den Entstehungskontexten, Funktionen und Verwendungsweisen von Testamenten auseinandersetzen. Wer schrieb vom 17. bis ins 20. Jahrhundert überhaupt ein Testament? Welche Funktionen erfüllten sie für die Schreibenden und Erben? Was stand zu unterschiedlichen Zeiten in einem Testament? Wie veränderte sich die rechtliche und kulturelle Bedeutung von Testamenten in der Neuzeit? Wie lässt sich die Echtheit eines Testamentes feststellen und wer entscheidet darüber? Zweitens wird es ganz konkret darum gehen, das Lesen unterschiedlicher, gängiger Handschriften des 17. bis 20. Jahrhunderts anhand von Testamenten, Stiftungsurkunden und Erbverträgen einzuüben.
Literatur: Ulrike Vedder, Das Testament als literarisches Dispositiv. Kulturelle Praktiken des Erbes in der Literatur des 19. Jahrhunderts, Paderborn 2011. Karin Gottschalk, Erbe und Recht. Die Übertragung von Eigentum in der frühen Neuzeit, in: Stefan Willer/Sigrid Weigel/Bernhard Jussen (Hrsg.), Erbe. Übertragungskonzepte zwischen Natur und Kultur, Berlin 2013, S. 85–125. Markwart Herzog, Seelenheil und irdischer Besitz. Testamente als Quellen für den Umgang mit den "letzten Dingen", Konstanz 2007. Elke Freifrau von Boeselager, Schriftkunde. Basiswissen, Hannover 2004. Karin Schneider, Paläographie und Handschriftenkunde für Germanisten, Tübingen 2009.