03-KUG-1503.SE01b Das Anikonische in der Vormoderne: Byzanz, Islam und der Westen

Veranstaltungsdetails

Lehrende: PD Dr. Armin Bergmeier

Veranstaltungsart: Seminar

Orga-Einheit: 03-Kunstgeschichte

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Fach:

Anrechenbar für:

Semesterwochenstunden: 2

Unterrichtssprache: Deutsch

Offizielle Kursbeschreibung:
Bilder ohne „Bilder“ hat bisher jede Kultur hervorgebracht; nicht erst seit Malewitschs „Schwarzem Quadrat“ kommt die Kunst ohne das Figürliche aus. Anikonische Darstellungen wurden von der Kunstgeschichte allerdings meist nur am Rande behandelt und als ornamental oder dekorativ abgetan. Dabei spielten diese Bilder eine zentrale Rolle in den Gesellschaften, die sie schufen. Ein Großteil der islamischen Kunst kommt ohne figürliche Repräsentationen aus. Auch in der so bilderreichen griechisch-römischen Kunst gab es anikonische Tendenzen, die oft eng mit bestimmten philosophischen Strömungen zusammenhingen. Reicht es daher, diese Bilder als bloße Ornamente abzutun? Das Seminar wird sich der Frage widmen, warum Bilder auf das Figürliche verzichteten und sich stattdessen auf nichtfigürliche, graphische, ornamentale und abstrakte Formen verlegten. Hängt es damit zusammen, dass das abstrakte Bild etwas visualisieren kann, das andernfalls nicht oder nur unzureichend verbildlicht werden könnte? Auch das Verhältnis von Schrift und Bild werden wir zentral diskutieren. Wir werden ein möglichst breites Spektrum von Werken aller Gattungen – Fresko, Mosaik, Kacheln, Teppiche, Stuck, Buchmalerei, Skulptur, Münzen, Marmor – untersuchen und relevante Quellentexte studieren, die Aufschluss über das jeweilige Verständnis anikonischer Bilder geben, so zum Beispiel die spätantiken Bildtheorien der Neuplatoniker. Zu den behandelten Monumenten zählen die rätselhaften Alabaster-Stelen aus dem vorislamischen Arabien und die anikonischen Ausstattungen früher jüdischer Synagogen (bspw. Ein Gedi). Aus den islamischen Gebieten werden u.a. die M’schatta-Fassade in Berlin behandelt werden sowie die Ausstattung von Felsendom und Großer Moschee von Damaskus, der Mihrab der Moschee von Cordoba und osmanische Fahnen mit dem Schwert Muhammeds, wie sie bspw. nach der Belagerung Wiens erbeutet wurden. Auch in Byzanz gab es monumentale Ausstattungen, die auf figürliche Bilder verzichten. Neben den wenigen Mosaiken aus der Zeit des Ikonoklasmus zählen hierzu die Kirchen auf der griechischen Insel Naxos und in der Region Kappadokien (Türkei), die reich ornamentierte Kreuzdarstellungen aufweisen. Der berühmteste Bau ohne Bilder ist sicherlich die Hagia Sophia, die erst spät einige figürliche Darstellungen erhielt, die dann nach dem Sieg der Osmanen unter dem Putz verschwanden. Schließlich werden wir Beispiele für anikonische Bilder im mittelalterlichen Westen untersuchen: unter anderem die ornamentalen Illuminationen der englischen Lindisfarne Gospels und die erst in den 1970ern entdeckten und bis heute rätselhaften anikonischen Ausmalungen in der unterirdischen Virgilkapelle in Wien.

Literatur:
Jill Middlemas, The divine image: prophetic aniconic rhetoric and its contribution to the aniconism debate, Oxford, 2012. - Matteo Campagnolo, Paul Magdalino, Marielle Martiniani-Reber, André-Louis Rey (Hrsg.), L'aniconisme dans l'art religieux byzantin : actes du colloque de Genève (1-3 octobre 2009), Genf, 2014. - Oleg Grabar, From the Icon to Aniconism: Islam and the Image, Museum International 218, 2003: 46-53.

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende
1 Do, 13. Apr. 2017 11:15 12:45 Seminarraum 14 PD Dr. Armin Bergmeier
2 Do, 20. Apr. 2017 11:15 12:45 Seminarraum 14 PD Dr. Armin Bergmeier
3 Do, 27. Apr. 2017 11:15 12:45 Seminarraum 14 PD Dr. Armin Bergmeier
4 Do, 4. Mai 2017 11:15 12:45 Seminarraum 14 PD Dr. Armin Bergmeier
5 Do, 11. Mai 2017 11:15 12:45 Seminarraum 14 PD Dr. Armin Bergmeier
6 Do, 18. Mai 2017 11:15 12:45 Seminarraum 14 PD Dr. Armin Bergmeier
7 Do, 1. Jun. 2017 11:15 12:45 Seminarraum 14 PD Dr. Armin Bergmeier
8 Do, 8. Jun. 2017 11:15 12:45 Seminarraum 14 PD Dr. Armin Bergmeier
9 Do, 15. Jun. 2017 11:15 12:45 Seminarraum 14 PD Dr. Armin Bergmeier
10 Do, 22. Jun. 2017 11:15 12:45 Seminarraum 14 PD Dr. Armin Bergmeier
11 Do, 29. Jun. 2017 11:15 12:45 Seminarraum 14 PD Dr. Armin Bergmeier
12 Do, 6. Jul. 2017 11:15 12:45 Seminarraum 14 PD Dr. Armin Bergmeier
Enthalten in Modulen
Modul
03-KUG-1202 Epochen und Regionen (SoSe 2017)
03-KUG-1503 Perspektiven kunsthistorischer Forschung: Epochen und Regionen / Form und Ikonographie (SoSe 2017)
Übersicht der Kurstermine
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
  • 11
  • 12
Lehrende
PD Dr. Armin Bergmeier