Lehrende: Jun.-Prof. Dr. Ingo Rekatzky
Veranstaltungsart: Seminar
Orga-Einheit: 03-Theaterwissenschaft
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Fach:
Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung: »Der will mal wieder nur spielen« titelte Wolfgang Kralicek in der Süddeutschen Zeitung über Herbert Fritschs Inszenierung von Shakespeares Komödie der Irrungen, die im Januar 2017 am Wiener Burgtheater Premiere hatte – ein »Fall für die Theaterpolizei«. Fritschs Theaterarbeit, vom Publikum gefeiert und regelmäßig auf namhaften Festivals zu Gast, gilt im deutschsprachigen Theatersystem als ›Label‹ wie als kreativer Störfaktor gleichermaßen. Vom Feuilleton wird sie dabei wiederholt mit gleichlautenden Urteilen bedacht: Überdrehter Slapstick, lauter, greller Klamauk, Komik ohne Fallhöhe, hinter der – obgleich für den Moment amüsant und unterhaltsam – die theatrale Botschaft zwangsläufig zurücktreten müsse. Dass hinter diesen bewussten Verweigerungen eines ›höheren‹ Sinns jedoch andere Erzählungen verborgen sind, ja dieses vermeintlich ›unnatürliche‹, betont artifizielle schauspielerische Erzählen selbst wiederum in einer sehr langen Tradition steht, bleibt dabei in der Regel unberücksichtigt. Ausgehend von Fritsch-Produktionen wie Pfusch, Murmel, Murmel, Ohne Titel Nr. 1 oder Christoph Marthalers Abgesang auf die Berliner Volksbühne Bekannte Gefühle, Gemischte Gesichter werden im Seminar verschiedene Praktiken des schauspielerischen Erzählens im (post-)modernen Theater und deren historische Anknüpfungspunkte thematisiert. Neben comoediantischen Techniken und Verfahrensweisen wird der Fokus dabei vor allem auch auf ein (de-)konstruierendes Spiel mit Menschenbildern gerichtet, durch das sich Theater in der Tradition des souveränen Akteurs auszeichnen kann.
Organisatorisches: Exkursionen und Vorstellungsbesuche sind ebenso geplant wie der Austausch mit Theaterpraktikern, weshalb die Lehrveranstaltung den Vorschlägen der Teilnehmenden ausdrücklich offen steht.
Literatur: Als vorbereitende Lektüre empfiehlt sich: Meyerhoff, Joachim (2015): Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke []. Köln: Kiepenheuer & Witsch.