Lehrende: Michaela Böhme
Veranstaltungsart: Seminar
Orga-Einheit: 03-Ethnologie
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Fach:
Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung: Mythenanalyse – Worin besteht das ideologiekritische Potential von Mythen? Ein Lektüre- und Forschungsseminar. Ziel des Seminars ist es, oben genannte Frage durch die „Arbeit am Mythos“ verschiedener Autoren zu verfolgen. Im ersten Teil des Seminars werden Texte von Hans Blumenberg, Max Horkheimer und Theodor W. Adorno, Walter Benjamin, Claude Levi-Strauss, Sigmund Freud u.a. gelesen. Der Mythos ist so etwas wie das Wesen, die Sprache der Mythen. Mythen behandeln Probleme, die bis heute aktuell sind. Sie sind erste überlieferte Versuche der Menschen, grundlegende Fragen zu klären, Sicherheit zu geben und Lösungen zu finden. Ihre gegenwärtige Bedeutung zeigt sich nicht zuletzt darin, dass durch die Jahrhunderte hinweg diese Stoffe Künstler verschiedenster Kunstrichtungen zu immer neuen Darstellungen, Nacherzählungen und Umschreibungen inspirierten. Über den Geschichtsbegriff und dem der Konstellation von Benjamin und Adorno lassen sich Mythen mit dem Jetzt verknüpfen, somit bieten sie Antworten auf die Probleme heutiger gesellschaftlicher Verhältnisse an. Diese sind aber nicht offen angesprochen, sondern müssen ausgegraben werden. Wie kann dieser verdrängte, untergründige Sinngehalt einer mythischen Begebenheit offengelegt werden? Der zweite Teil des Seminars widmet sich zu diesem Zweck dem Erlernen und Ausprobieren der objektiven Hermeneutik nach Ulrich Oevermann in Kleingruppen. Der Gegenstand dieser Analysen kann aus einem breiten Textkorpus ausgewählt werden. Dieser enthält unterschiedlichste Variationen der Vorbeifahrt des Odysseus an der Insel der Sirenen. Von der von Homer ca. 700 vor Christus erstmals niedergeschriebenen Sirenenepisode aus der Odyssee, gibt es unzählige Varianten. Bis heute wird der Stoff in Filmen, Geschichten, Bildern und Musik zitiert, bearbeitet und dargestellt. Die Bandbreite reicht dabei von Nacherzählungen bis zu gezielten Remytho-logisierungen, d.h. Umschreibungen im Sinne eines „So war es wirklich“ (Goethe, Faust II)