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Lehrende: Prof. Dr. Dr. Tanja Zimmermann
Veranstaltungsart:
Seminar
Orga-Einheit: 03-Kunstgeschichte
Anzeige im Stundenplan:
Fach:
Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden:
2
Unterrichtssprache:
Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung:
Die Trennung von Tier und Mensch war maßgebend für die Begründung des abendländischen Humanismus und des Anthropozentrismus der Aufklärung, die den Menschen allein als geistiges, rationales Wesen betrachteten und der Erziehung das Ziel setzten, ihm das „Animalische“ auszutreiben. In den Anthropologien seit der Aufklärung wurde die Grenze zwischen den beiden Polen entlang der Sprachfähigkeit, des Verstandes und der Vernunft sowie des geistigen oder zivilisatorischen Fortschritts gezogen. Philosophen wie Jacques Derrida (The Animal That Therefore I Am, 2002; dt. Das Tier, das ich bin, 2010) und Giorgio Agamben (Das Offene. Der Mensch und das Tier, 2002) haben herausgearbeitet, dass das aufgeklärte Projekt prekäre politisch-ethische Sphären eröffnete, in denen der rechtlose Mensch wie ein Tier behandelt und ausgegrenzt wurde. Immer mehr wurden einige Menschengruppen aufgrund ihrer naturnahen Lebensart oder ihrer körperlichen Andersheit in die Nähe des Tierischen – oder gar des Bestialischen – gerückt, während andere sich als Herrschaftswesen der kreatürlichen Bedürftigkeit überhoben betrachteten. Im Seminar wird das Verhältnis von Tier und Mensch anhand von ausgewählten theoretischen Texten ausgelotet und in Werken verschiedener Kunstrichtungen analysiert. Während die Darstellung des Tiers – oder die Einnahme seiner Perspektive – in der Avantgardekunst vor allem einen aperspektivischen und alogischen Blick auf die Welt ermöglicht (Franz Marc, Vladimir Majakovskij u.a.), entdeckt die Performance (Joseph Beuys, Oleg Kulik, Marina Abramovic u.a) im Tier vor allem die Folie für die Erforschung von Machtdiskursen. In der Veranstaltung soll der Status des Tieres in der Kunst bestimmt werden, wobei eine vergleichende Perspektive auf Mythen und Stereotypen in Ost und West integriert wird.
Organisatorisches:
Gruppe A: Seminar zur Übung 03-KUG-1206.UE01a (Dr. Borchhardt)
Literatur:
Jacques Derrida: Das Tier und der Souverän I. Seminar 2001-2002, Wien 2015; Ders.: Der Mensch, der ich bin, Wien 2010; Giorgio Agamben: Das Offene. Der Mensch und das Tier, Frankfurt a.M. 2003; Angel N. H. Creager/William Chester Jordan (ed.): The Animal/Human Boundary: Historical Perspectives, Rochester 2002; Klaus Peterus/Makus Wild (ed.): Animal Minds & Animal Etics. Connecting Two Separate Fields, Bielefeld 2013; Nigel Rothfels (ed): Representing Animals, Bloomington 2002; Anne von der Heiden/Joseph Vogel (Hg.): Politisch Zoologie, Zürich-Berlin 2007; Linda Kalof: Looking at Animals in Human History, London 2007; Dorothee Brantz/Christof Mauch (Hg.): Tierische Geschichte. Die Beziehung von Mensch und Tier in der Kultur der Moderne, Paderborn 2009; Martin Kemp: The Human Animal in Western Art and Science, Chicago u.a. 2007; Jessica Ullrich: Ich, das Tier. Tiere als Persönlichkeiten in der Kulturgeschichte, Berlin 2008; Regina Haslinger (Hg.): Herausforderung Tier – von Beuys bis Kabakov, München u.a. 2000.
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