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Lehrende: Prof. Dr. Dr. Tanja Zimmermann
Veranstaltungsart:
Seminar
Orga-Einheit: 03-Kunstgeschichte
Anzeige im Stundenplan:
Fach:
Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden:
2
Unterrichtssprache:
Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung:
Der Tourismus diente vom Beginn seiner industriellen Entwicklung in den hochmobilen Gesellschaften des 19. Jahrhundert nicht nur der Erholung, sondern er war eng mit der Selbstdarstellung der Gesellschaft verbunden. Tourismus-Bilder stellten den Wohlstand einer Gesellschaft samt ihren technischen und sozialen Errungenschaften zur Schau. Die Verherrlichung der schönen Natur, bevölkert von genießenden Menschen, knüpfte an ältere idyllische und utopische Imaginationen an. Doch ließ sich auch mit verschiedenen Konzepten der Nationsbildung verknüpfen: die Klimatheorie hatte den Charakter eines Volkes auf die landschaftlichen Bedingungen zurückgeführt, und durch alte und neue Denkmäler und Monumente wurde das historische Schicksal alter und neuer Nationen auch für die Touristen neu inszeniert. Im Dritten Reich inszenierten die Autobahnen für die Fahrer der neuen KDF-Wagen die Kulturlandschaft, während durch die sportlich ausgerichtete Erholung an den Urlaubsorten die Kampfkraft der deutschen Nation aufgebaut – und demonstriert – wurde. In den kommunistischen Ländern des Ostens eignete sich der Tourismus dazu, die vermeintlich von der kapitalistischen Ausbeutung befreiten Arbeiter zusammenzuführen und sie auf die Bühne der neuen Erholungsorte zu bringen. Der Massentourismus in Westeuropa, dessen Bildgut nach dem Zweiten Weltkrieg die visuellen Muster der Filmindustrie in Hollywood aufgriff, glorifizierte wiederum den amerikanischen life style. In der Veranstaltung werden verschieden Funktionen des Tourismus im nationalen Diskurs erforscht. Neben Gemälden werden auch Fotos in Reiseberichten, Fotoreportagen, Prospekten und illustrierten Zeitschriften herangezogen. Ferner werden auch einige Filme (z.B. Heimatfilme) analysiert, in denen der touristische Blick eine zentrale Rolle spielt. Dabei sollen nicht nur die beworbenen Bildinhalte, sondern auch ihre Rahmung, ihre narrativen Strategien sowie interikonische und intertextuelle Prozesse erforscht werden (Bildunterschriften, Filmdialoge usw.).
Literatur:
Hermann Bausinger/Klaus Beyrer/Gottfried Korff (Hg.): Reisekultur. Von der Pilgerfahrt zum modernen Tourismus, München 1999; Hasso Spode: Zur Geschichte des Tourismus. Eine Skizze der Entwicklung der touristischen Reisen in der Moderne, München 1987; Wiebke Kolbe (Hg.): Tourismusgeschichte(n), Wien 2009; John Urry: The Tourist Gaze. Leisure and Travel in Contemporary Societies, London 1990; Stefanie Wolter: Die Vermarktung des Fremden Exotismus und die Anfänge des Massenkonsums, Frankfurt/Main 2005; Shelley Baranowsky: Strength through Joy. Consumerism and Mass Tourism in the Third Reich, Cambridge 2004; Shelley Baranowsky/Ellen Furlough (ed.): Being Elsewhere. Tourism, consumer culture, and identity in modern Europe and North America, Ann Arbor 2001; Anne E. Gorsuch: All this is your World. Soviet Tourism at home and abroad after Stalin, Oxford 2011; Diane P. Koenker: The Russian and East European tourist under capitalism and Socialism, London 2006; Dies.: Club Red. Vacation Travel and the Soviet Dream, New York-London 2013; Christopher Görlich: Urlaub vom Staat. Tourismus in der DDR, Köln u.a. 2012; Hannes Grandits/Karin Taylor (ed.): Yugoslavia’s sunny side. A History of tourism in socialism (1950s-1980s), Budapest-New York 2010.
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