Lehrende: Manuel Stadler
Veranstaltungsart: Seminar
Orga-Einheit: 03-Religionswissenschaft
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Fach:
Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung: 1939 veröffentlichte der französische Religionssoziologe Roger Caillois die erste Ausgabe von Der Mensch und das Heilige. Es stellt eine Synthese der Forschungen von Durkheim, Hubert, Hertz, Mauss und Dumézil dar. Die „Durkheim-Schule“ hat Anfang des 20. Jh. die Soziologie an den französischen Universitäten als Fachgebiet etabliert und eigenständige Methoden zur Erforschung von Gesellschaften konzipiert. Die Ansicht dieser Forscher war, dass das Sakrale/„Heilige“ etwas tiefdringend Wesentliches im Menschen anzusprechen scheint und Gesellschaften ohne die Analyse religiöser Phänomene nicht zu verstehen seien. Die Studie von Caillois vereint die Lehre von Durkheim über die elementaren Formen des religiösen Lebens.mit den Reflexionen, die er im Collège de Sociologie (1937- 1939) mit Michel Leiris und Georges Bataille entwickelt hat. Das Collège war eine Vereinigung Intellektueller, die sich angesichts der den Weltfrieden bedrohenden totalitären politischen Ideologien (Nationalsozialismus in Deutschland, Faschismus in Italien, Stalinismus in Russland) mit den sozialen Voraussetzungen ihrer Entstehung auseinandersetzten und an Konzepten arbeiteten, um diesen Bewegungen Widerstand zu leisten. In diesem Seminar soll ausgehend von der Lektüre dieses Werkes ein grundlegendes Verständnis für die Theorien der französischen Religionssoziologie geschaffen werden. Dies betrifft die Ambiguität des Sakralen, das Tabu, das Sakrileg, die Transgression, die Verausgabung und das Fest. Diese Konzepte dienen dazu, soziale Bewegungen und Institutionen wie (z.B. das religiöse Opfer, Herrschaft eines Königs, Krieg, Ökonomie und Revolutionen), in ihrer Gesamtheit zu erfassen und zu beschreiben. Der Weg von der Durkheim-Schule zum Collège bezeichnet auch eine Übertragung der Anwendung ethnologischer Methoden auf die europäische Gesellschaft, die bislang meist nur auf außereuropäische Gesellschaften angewandt wurden. Die Mitglieder des Collège de Sociologie versuchten die Analyseinstrumente der Ethnologie und Religionssoziologie fruchtbar zu machen, um die gesellschaftlichen Prozesse ihrer Gegenwart Gegenwart (1937- 1939) zu verstehen, die ihnen weitestgehend säkular galt. Nach dem mit der Lektüre von Der Mensch und das Heilige ein grundlegendes Verständnis der Theorien der französischen Religionssoziologie geschaffen worden ist, sollen im zweiten Teil des Seminars jene Texte von Durkheim bis zum Collège im Zentrum stehen, die den Krieg als sakrales Phänomen analysieren (Durkheim: Deutschland über Alles, Caillois: Adolf Hitler: Die charismatische Macht des Führers, Bataille: Der verfemte Teil).
