Lehrende: Prof. Dr. Gerda Baumbach
Veranstaltungsart: Vorlesung
Orga-Einheit: 03-Theaterwissenschaft
Anzeige im Stundenplan:
Fach:
Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung: Durch Jahrhunderte hindurch wurde die theoretische Auseinandersetzung darum geführt, ob Schauspieler überhaupt akzeptabel seien, und wenn ja, unter welchen Voraussetzungen. Der Schauspieler wurde erst im 19. Jahrhundert als ein dem Musiker, Dichter, Maler zumindest annähernd gleichwertiger Künstler anerkannt. Für Schauspielerinnen war diese Randlage verschärft. Die europäische professionelle Schauspielkunst, in Italien unter anderem Commedia all’improvviso genannt, ist aus popularkulturellen Traditionen so genannter Possenreißer, Buffoni oder Clowns hervorgegangen. Obwohl Theoretiker vielfach warnten, die Akteure und ihre Figuren brächten als »Diener des Teufels« Unglück über die Menschen, war die Spielpraxis weit verbreitet und hatte Zulauf aus allen sozialen Schichten. Die Langzeit-Auseinandersetzung um den Schauspieler kreist relativ konstant um die Grundsatzfrage nach den Wegen zu Glück und Glückseligkeit. Im Unterschied zu der an der Rhetorik und an kanonisierten Wissensbeständen orientierten Darstellungskunst (Arte Rappresentativa), gelobt als Imitatio vitae, Speculum consuetudinis, Imago veritatis (Nachahmung des Lebens, Spiegel der Sitten, Bild der Wahrheit), speisten die Akteure der oralkulturellen Praxis die Arte histrionica aus anderen Wissens-Reservoiren. Die an das Fest gebundenen Aktionen stellen relativierend-vermittelnde ›Kontakte‹ zu Anderwelten her und praktizieren gestikulierend Wahrheiten des Lebenden. Die Vorlesung bietet exemplarisch Einblick in abgesunkene Traditionen und Wissensarten, erörtert Raumzeiten und Figuren durch die Zugänge: Trickster, Grotesker Leib, Maske, Buffoni und fragt nach der Aktualität.