Lehrende: Prof. Dr. Frank Zöllner
Veranstaltungsart: Übung
Orga-Einheit: 03-Kunstgeschichte
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Fach:
Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung: Das 1976 bis 1987 entstandene und Herbst 1989 unter dem offiziellen Titel „Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“ feierlich eröffnete sog. „Bauernkriegspanorama“ gilt als eines der ambivalentesten Werke der neueren Kunstgeschichte. Allein schon die riesigen Dimensionen (14 x 123 Meter) und die reine Quantität virtuoser Figurenmalerei (mit etwa 3000 Einzelfiguren) lassen erstaunen, ebenso der Anspruch des Staatsauftrages an den Leipziger Maler Werner Tübke sowie die Ambitionen des Künstlers selbst und die Darstellung der verheerenden Niederlage der aufständischen Bauern 1525 nahe dem thüringischen Frankenhausen im Mai 1525. Ausgerechnet diese Niederlage, die mit 6000 getöteten, 600 gefangen genommen und 300 hingerichteten Bauern und Bürgern mündete, hatte sich die DDR-Führung als Sujet für ein monumentales Kunstwerk ausgesucht, das die Utopie einer emanzipierten fortschrittlichen sozialistischen Gesellschaft und den Sieg über die feudalistische Gewaltherrschaft zum Ausdruck bringen sollte. Tatsächlich wurde das unmittelbar vor Zusammenbruch der DDR offiziell dem Publikum vorgestellte Gemälde dann aber ein Monument des Unterganges – zumindest in den nachträglich formulierten Deutungen. Gleichzeitig gilt das Gemälde als Triumph des Künstlers, der sich zu Beginn seiner Arbeit vertraglich hatte zusichern lassen, dass ihm bei der Schaffung des Monumentalgemäldes vollkommen freie Hand gelassen würde. Das Seminar spannt einen Bogen vom utopistischen Ausgangspunkt des Gemäldekonzepts einerseits bis zum radikalen Utopieverlust, den der nachweislich apokalyptisch veranlagte Tübke zu einer Apotheose autonomen Künstlertums zu steigern versuchte.
Literatur: Meißner, Günther, Werner Tübke. Bauernkrieg und Weltgericht. Das Frankenhausener Monumentalbild einer Wendezeit, Leipzig 1995; Günter Meißner, Werner Tübke. Leben und Werk, Leipzig 1989; Gerd Lindner, Vision und Wirklichkeit. Das Frankenhausener Geschichtspanorama von Werner Tübke, Bad Frankenhausen 2006; Werner Tübke. Die Retrospektive zum 80. Geburtstag. Hg. v. Hans-Werner Schmidt. Ausst.-Kat. Museum der bildenden Künste Leipzig; Kunstforum der Berliner Volksbank, Leipzig 2009; Annika Michalski, „Ich spiele mich, wie ich bin“. Die Selbstdarstellungen Werner Tübkes 1940-2004, Köln etc. 2014; Thomas Topfstedt, „In unserer Republik ist Mu¨ntzers Zukunftsvision in Erfu¨llung gegangen.“ Das Bauernkriegspanorama in Bad Frankenhausen, in: Arnold Bartetzky/ Rudolf Jaworski (Hg.), Geschichte im Rundumblick. Panoramabilder im o¨stlichen Europa, Köln etc. 2014, S. 178-189.