Lehrende: Prof. Dr. Gerda Baumbach
Veranstaltungsart: Seminar
Orga-Einheit: 03-Theaterwissenschaft
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Fach:
Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung: In Benno Bessons Theater drehte sich alles um den Schauspieler. Besson brachte eine fremdartig-vertraute Melodie in die DDR-Realität. 1949 von Bertolt Brecht als Schauspieler und Regieassistent ans Berliner Ensemble gerufen, war er von 1962 bis 1968 im Engagement am Deutschen Theater in Ostberlin, von 1969 bis 1974 Künstlerischer Leiter der Volksbühne und von 1974 bis 1977 Intendant dieses Hauses. 1977 verließ er die DDR. Obwohl seine Inszenierungen zwischen 1962 (Der Frieden) und 1977 (Hamlet) legendär geworden sind, ist deren Aufarbeitung im Wesentlichen noch zu leisten: durch Sicherung von Quellen, Erschließung der Archivbestände, Gespräche mit Zeitzeugen, Dokumentation und Kontextualisierung. Und seine Inszenierungen standen nicht nur für sich, sondern sie waren auch Schritte auf dem Weg zur Wiedergewinnung des Schauspielertheaters in der Spanne von Aktualität und Historischem. Zudem sind in Bessons Theaterarbeit Artifizialität und Gesellschaftsphilosophie nicht zu trennen: es handelt sich um Experimente der Auseinandersetzung mit der Entfremdung und der Kritik der Arbeitsteilung (Marx) in der Theaterarbeit (seit der Renaissance), in denen Spielweise, Kunstgriffe, Kommunikation mit dem Publikum und Gesellschaftsvision ineinander greifen – gemäß der von Wolfgang Heise geprägten Formulierung vom »Laboratorium der sozialen Phantasie«. Das Forschungsseminar nähert sich in einer ersten Arbeitsstufe diesem noch zu schreibenden Kapitel der Theatergeschichte des 20. Jahrhunderts. Dies erfordert theaterhistorische und methodische Vorkenntnisse sowie präzise und fleißige Kleinarbeit, ohne die politischen, sozialen und kulturell-künstlerischen Zusammenhänge aus den Augen zu verlieren, ebenso wie es des Vergnügens und der Begeisterung bedarf für Bessons Neukreation der Theaterkunst unter den Bedingungen und Möglichkeiten während knapp dreier Jahrzehnte in der DDR. Interessierte Studierende im Bachelorstudiengang können sich – nach Absprache – beteiligen.