03-TWL-0207.VL01 „Um das Theater zu retten, muss das Theater zerstört werden“: Transkulturelle und historisch-anthropologische Perspektiven auf Theater-Avantgarden des frühen 20. Jahrhunderts

Veranstaltungsdetails

Lehrende: Jun.-Prof. Dr. Ingo Rekatzky

Veranstaltungsart: Vorlesung

Orga-Einheit: 03-Theaterwissenschaft

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Fach:

Anrechenbar für:

Semesterwochenstunden: 2

Unterrichtssprache: Deutsch

Offizielle Kursbeschreibung:
1908 stellte der Schauspieler und Regisseur Edward Gordon Craig seinem Essay „The Actor and the Über-Marionette“ ein Zitat der Schauspielerin Eleonora Duse voran: Theater sei nur zu retten, wenn man es zerstöre, wenn ausnahmslos alle Schauspieler:innen an der Pest sterben würden. In ihrer Radikalität bringt die Aussage eine wesentliche Motivation von Vertreter:innen der Theateravantgarden im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts auf den Punkt: Gelangweilt vom Vorherrschenden, das angesichts virulenter politischer wie kultureller Krisenerfahrungen als unzeitgemäß empfunden wurde, begaben sie sich auf die Suche nach experimentellen Mitteln und Wegen, um – im produktiven Sinne destruktiv – mit den Konventionen eines veristisch-illusionären Kunsttheaters zu brechen.
Die Vorlesung wirft Schlaglichter auf Vertreter:innen der historischen Avantgarde (z.B. Artaud, Brecht, Craig, Meyerhold, Piscator, Schlemmer, von Laban, Wigman) und fokussiert Theater- und Tanzpraktiken im Verhältnis zu anderen künstlerischen Praktiken ebenso wie zu sozialen, politischen und anthropologischen Diskursen. Trotz der unterschiedlichen praktischen wie theoretischen Ansätze zeichnet sich in dieser kulturellen Umbruchsituation das Bestreben einer Retheatralisierung ab: Eine Suche nach theatralen Praktiken und Verfahrensweisen, die – angesichts der Krise eines neuzeitlichen, westlichen Subjektmodells – mit theatralen Mitteln über historisch-variable Konzeptionen bzw. Konstitutionen des Menschseins kommunizieren konnten. Dabei wurden auch außereuropäische Praktiken zur Inspirationsquelle, z.B. traditionelle asiatische Theaterformen. Aus transkultureller, dekolonialer Perspektive wirft die Vorlesung deshalb Fragen zu wechselseitigen kulturellen Transfer- und Aneignungsprozessen zwischen dem ‚eigenen‘ und dem ‚fremden‘ Theater auf. Kursorisch wird ebenfalls das Nachwirken der historischen Theateravantgarden in späteren bzw. gegenwärtigen Praktiken betrachtet.

Termine
Datum Von Bis Raum Lehrende
1 Di, 17. Okt. 2023 11:15 12:45 Hörsaal 1 301 Jun.-Prof. Dr. Ingo Rekatzky
2 Di, 24. Okt. 2023 11:15 12:45 Hörsaal 1 301 Jun.-Prof. Dr. Ingo Rekatzky
3 Di, 7. Nov. 2023 11:15 12:45 Hörsaal 1 301 Jun.-Prof. Dr. Ingo Rekatzky
4 Di, 14. Nov. 2023 11:15 12:45 Hörsaal 1 301 Jun.-Prof. Dr. Ingo Rekatzky
5 Di, 21. Nov. 2023 11:15 12:45 Hörsaal 1 301 Jun.-Prof. Dr. Ingo Rekatzky
6 Di, 28. Nov. 2023 11:15 12:45 Hörsaal 1 301 Jun.-Prof. Dr. Ingo Rekatzky
7 Di, 5. Dez. 2023 11:15 12:45 Hörsaal 1 301 Jun.-Prof. Dr. Ingo Rekatzky
8 Di, 12. Dez. 2023 11:15 12:45 Hörsaal 1 301 Jun.-Prof. Dr. Ingo Rekatzky
9 Di, 19. Dez. 2023 11:15 12:45 Hörsaal 1 301 Jun.-Prof. Dr. Ingo Rekatzky
10 Di, 9. Jan. 2024 11:15 12:45 Hörsaal 1 301 Jun.-Prof. Dr. Ingo Rekatzky
11 Di, 16. Jan. 2024 11:15 12:45 Hörsaal 1 301 Jun.-Prof. Dr. Ingo Rekatzky
12 Di, 23. Jan. 2024 11:15 12:45 Hörsaal 1 301 Jun.-Prof. Dr. Ingo Rekatzky
13 Di, 30. Jan. 2024 11:15 12:45 Hörsaal 1 301 Jun.-Prof. Dr. Ingo Rekatzky
Enthalten in Modulen
Modul
03-TWL-0207 Historizität (WiSe 2023/24)
03-TWL-2005 Transkulturalität (WiSe 2023/24)
03-TWL-2006 Transkulturelle Theaterpraxis (WiSe 2023/24)
Übersicht der Kurstermine
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
  • 6
  • 7
  • 8
  • 9
  • 10
  • 11
  • 12
  • 13
Lehrende
Jun.-Prof. Dr. Ingo Rekatzky