Lehrende: Prof. Dr. Julia Schmidt-Funke
Veranstaltungsart:
Seminar
Orga-Einheit: 03-Geschichte
Anzeige im Stundenplan:
Fach:
Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden:
2
Unterrichtssprache:
Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung:
Als Kaiser Maximilian I. 1495 eine Reichsversammlung nach Worms einberief, begründete er eine Institution, die in den folgenden 300 Jahren wesentlich dazu beitragen sollte, das Heilige Römische Reich deutscher Nation zusammenzuhalten. Auf den nachfolgend als Reichstagen bezeichneten Versammlungen kamen bis zur Mitte des 17. Jahrhundert Kaiser und Reichsstände persönlich zusammen, bevor 1663 der Immerwährende Reichstag in Form eines dauerhaften Gesandtenkongresses in Regensburg eingerichtet wurde. Als Ereignisse von großer Tragweite sind vor allem die Reichstage der Reformationszeit bekannt, als in den Reichsstädten Worms, Speyer, Nürnberg oder Augsburg die großen Streitfragen der Glaubensspaltung behandelt wurden. Das Seminar betrachtet die Reichstage aber nicht aus ereignisgeschichtlicher Perspektive, sondern fragt stattdessen danach, wie sie funktionierten. Was passierte, wenn verschiedene Herrschaftsträger auf so engem Raum zusammenkamen? Wie verliefen Beratungs- und Entscheidungsprozesse, wer verschaffte sich auf welche Weise Gehör? Wie wurden Beratungsergebnisse gesichert, dokumentiert und veröffentlicht? Welche Auswirkungen hatten die Reichstage auf die Städte, in denen sie tagten, was geschah abseits des Protokolls, und gab es womöglich ein Damenprogramm? Solche und andere Fragen sollen an die frühneuzeitlichen Reichstage gestellt werden, um sie im Sinne einer Kulturgeschichte des Politischen zu analysieren.
Organisatorisches:
Im Rahmen des Seminars ist gegen Ende des Semesters eine gemeinsame Exkursion mit Prof. Dr. Enno Bünz in die ehemalige Reichsstadt Nürnberg geplant. Die Teilnahme an der Exkursion ist fakultativ und nicht Teil der Prüfungsleistung.
Literatur:
Thomas Kaufmann, „Hier stehe ich!“: Luther in Worms – Ereignis, mediale Inszenierung, Mythos, Stuttgart 2021; Thomas Felix Hartmann, Die Reichstage unter Karl V.: Verfahren und Verfahrensentwicklung 1521-1555, Göttingen 2017; Maximilian Lanzinner, Arno Strohmeyer (Hg.), Der Reichstag 1486-1613. Kommunikation, Wahrnehmung, Öffentlichkeiten, Göttingen 2006; Harriet Rudolph/Astrid von Schlachta (Hg.), Reichsstadt – Reich – Europa. Neue Perspektiven auf den Immerwährenden Reichstag zu Regensburg (1663-1806), Regensburg 2015.
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