Lehrende: Prof. Dr. Julia Schmidt-Funke
Veranstaltungsart: Vorlesung
Orga-Einheit: 03-Geschichte
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Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung: Das Heilige Römische Reich deutscher Nation war bereits für die frühneuzeitlichen Zeitgenossen ein Gebilde, dass sich der Einordnung entzog. Es gleiche, so schrieb Samuel Pufendorf 1667, einem Monster. Obwohl das nicht gar so abwertend gemeint war, wie es in den Ohren späterer Generationen klang, setzte sich in der älteren Nationalgeschichte das Negativurteil fest, das Reich sei aufgrund einer unüberschaubaren und ineffizienten Struktur zum Scheitern verurteilt gewesen. Und schlimmer noch: Da die von ihm geschaffenen Pfadabhängigkeiten die ‚Kleinstaaterei‘ befördert und eine frühe nationalstaatliche Einigung behindert hätten, wurde das Heilige Römische Reich deutscher Nation als Ausgangspunkt des vermeintlichen deutschen Sonderwegs gesehen. Diesem Verdikt trat die Frühneuzeitforschung in den 1990er und 2000er Jahren entschieden entgegen. Diskutiert wurde nun, ob das Reich nicht eher als Modell für heutige Staatenbünde gesehen werden müsse, weil es die Einzelinteressen seiner Mitglieder austarierte und moderierte. Inzwischen liegt eine Reihe detaillierter Studien und differenzierter Bewertungen vor. Wie auch immer das Urteil über das Reich ausfällt: zu entdecken ist ein vielseitiges politisches Gebilde, das uns mal fremd, mal vertraut erscheint. Welche Gremien und Verfahren es kannte, auf welche Herausforderungen es reagierte und welche Veränderungen es in den rund drei Jahrhunderten zwischen 1495 und 1806 durchmachte, betrachtet die Vorlesung aus kulturgeschichtlicher Sicht.
Organisatorisches: Lehrform: Präsenz mit Livestream
Literatur: Axel Gotthard, Das Alte Reich, 5. Aufl. Darmstadt 2013; Georg Schmidt, Geschichte des Alten Reiches. Staat und Nation in der Frühen Neuzeit 1495-1806, München 1999; Matthias Schnettger, Kaiser und Reich. Eine Verfassungsgeschichte, Stuttgart 2020; Barbara Stollberg-Rilinger, Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation. Vom Ende des Mittelalters bis 1806, 6. Aufl. München 2018; Barbara Stollberg-Rilinger, Des Kaisers alte Kleider. Verfassungsgeschichte und Symbolsprache des Alten Reiches, München 2008.