Lehrende: Dr. Jörn Lang
Veranstaltungsart: Kolloquium
Orga-Einheit: 03-Geschichte
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Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung: Mehrdeutigkeiten stellen keineswegs Phänomene einer postmodernen Gegenwart dar. Sie sind vielmehr auch abseits der per se mehrdeutigen Sprüche von Orakeln wie demjenigen in Delphi fest zu antiken Vorstellungswelten zu zählen. «Odi et amo», «ich liebe und ich hasse» [scil. zugleich] lautet etwa eine der bekannten Sentenzen des römischen Dichters Catull (carmina 85). Insbesondere im Bereich der visuellen Kultur antiker Lebenswelten sind Phänomene von Mehrdeutigkeiten (Ambiguetäten) aber auch unvereinbar gegensätzlichen Deutungen (Ambivalenzen) allgegenwärtig. Hier stellt sich die Frage, worin aus einer heutigen Perspektive Eindrücke von Mehrdeutigkeit oder gegensätzlichen Deutungsmöglichkeiten gründen. Werden sie durch die notwendige Überbrückung großer zeitlicher und kultureller Horizonte verursacht, so dass antike Bilder im 21. Jahrhundert geradezu zwangsläufig mehrdeutig anmuten müssen? Oder bilden Mehrdeutigkeiten einen grundlegenden Bestandteil von Bildlichkeit, der beispielsweise genutzt werden kann, um Aufmerksamkeit zu lenken und inhaltliche Auseinandersetzung einzufordern? Diesen Fragen geht das Seminar anhand ausgewählter Fallbeispiele unterschiedlicher Objektgruppen des Mittelmeerraumes nach. Es stellt damit Bild und Bildlichkeit als grundlegende Zugangsform zu den Kulturen des antiken Mittelmeerraumes ins Zentrum. Der zweite Teil des Moduls dient der Vorstellung und intensiven Diskussion der Abschlussarbeiten im Bereich BA und MA und ist als Plattform kritischen Austauschs über die Struktur der Arbeiten und für diese zentrale bildliche Phänomene gewidmet. Insbesondere sollen theoretische Konzepte und archäologische Fallbeispiele kohärent miteinander verbunden und diese Kompetenzen auf die kritische Betrachtung ikonographischer Phänomene angewendet werden.
Organisatorisches: Lehrform: Präsenz, ggf. digital
Literatur: Grundlegend: U. Eco, Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreibt 13(Stuttgart 2020). Begriffsarbeit: M. Bauer – F. Berndt – S. Meixner (Hrsg.), Ambivalenz in Sprache, Literatur und Kunst = Ambivalence in Language, Literature, and Art. Poetik und Episteme 3 (Würzburg 2019); F. Berndt – St. Kammer (Hrsg.), Amphibolie – Ambiguität – Ambivalenz. Modelle und Erscheinungsformen von Zweiwertigkeit (Würzburg 2009); U. Eco, Das offene Kunstwerk (Frankfurt a. M. 2020); W. Ullrich, Grundriss einer philosophischen Begriffsgeschichte von Ambiguität, Archiv für Begriffsgeschichte 32, 1989, 121–169. Zu altertumswissenschaftlichen Beispielen: E. Günther – J. Fabricius (Hrsg.), Mehrdeutigkeiten. Rahmentheorien und Affordanzkonzepte in der archäologischen Bildwissenschaft (Wiesbaden 2021)