Lehrende: Dr. Katharina Wilkens
Veranstaltungsart: Seminar
Orga-Einheit: 03-Religionswissenschaft
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Fach:
Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung: Afrika war lange Zeit Objekt verschiedener, meist evolutionär angelegter Religionstheorien. Zunehmend entstehen nun aber auch Religionstheorien vor dem Hintergrund einer eigenen, afrikanischen Identitätspolitik. Nach einem kurzen Überblick zu den Religionen Afrikas werden wir chronologisch die Theoriegeschichte aufrollen. Zur Diskussion stehen dabei Fetischismus, Animismus und Ahnenverehrung, die koloniale Debatten prägten. Wir werden danach die gegensätzlichen Positionen des Theologen John Mbiti und des Ethnologen Okot p’Bitek betrachten. Während Mbiti eine universelle, nach christlichem Vorbild geformte „Afrikanische Traditionelle Religion“ definierte, lehnte p’Bitek die Idee ab, dass Afrikaner*innen überhaupt religiös geprägt seien. Wir werden auch Theorien zu „afrikanischem“ bzw. „schwarzen“ Islam und Christentum kritisch auf zugrundliegende essentialistische Kulturtheorien hin untersuchen. Zeitgenössische Religionsforschung an afrikanischen Universitäten fokussiert (neben diversen empirischen Fallstudien) einerseits die Frage nach einer postkolonialen Religiosität, die vielfach unter dem Stichwort Ubuntu geführt wird, dem sog. „afrikanischen Humanismus“. Dies geschieht auch in einer bewussten Gegenbewegung zu den religionsbezogenen Konflikten in verschiedenen Ländern des Kontinents. Teils werden aber auch Bezüge zur altägyptischen Religion hergestellt, die zurückführen zu „Afrika als Wiege der Menschheit“. Wir werden an diesen Beispielen das Ineinandergreifen von Theologie, Identitäts- und Kulturpolitik sowie deskriptiver Religionsforschung analysieren.
Organisatorisches: Von den Teilnehmenden wird aktive Mitarbeitet und die Bereitschaft zur Lektüre englischer Texte erwartet. Auf Wunsch kann das gesamte Seminar in englischer Sprache unterrichtet werden (Erasmus etc.). Das Seminar bietet auch die Möglichkeit zur Teilnahme am internationalen Workshop „Multiple Secularities in Africa and the Diaspora“ an.