Lehrende: Ulrike Noack
Veranstaltungsart: Übung
Orga-Einheit: 03-Religionswissenschaft
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Fach:
Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung: Maria, die Mutter Jesu, nimmt in der islamischen Theologie eine Sonderstellung ein: sie ist als einzige Frau namentlich im Koran erwähnt und wird auch in der späteren islamischen Erzähltradition von „normalen“ Gläubigen unterschieden, so wie (andere) biblische Prophetengestalten auch. Das Seminar wirft – vor allem aus islamwissenschaftlicher Sicht - einen genaueren Blick auf diese außergewöhnliche Frauengestalt und ihr Umfeld. Folgende Fragen werden wir auf der Basis von Texten aus Koran, Bibel und islamischer Traditionsliteratur diskutieren: In welcher Form erscheinen biblische Stoffe im Koran? Welchen Wandel vollziehen die biblischen Figuren im Kontext des Islam? Welche Absicht wird mit solchen Übernahmen und Neuinterpretationen verfolgt? Und Maria? Welche Berichte finden wir über sie in der Bibel und den Apokryphen? Welche Um- und Neuinterpretationen erfahren ihre Texte und sie selbst bereits im Frühchristentum, in der Spätantike und später in der Reformationszeit? Welches Marienbild nimmt der Koran aus seinem spätantiken Umfeld auf? Und welche Rolle weist die islamische Erzähltradition Maria? Erscheinen feministische Lesungen gerechtfertigt, die in der koranischen Marienerzählung einen Beweis für die Geschlechtergerechtigkeit des Koran sehen? Das Seminar besteht inhaltlich aus zwei Teilen: Im ersten Abschnitt werden die Studierenden in den Koran, seine Sprache, seinen Schreibstil, seine Narrative und die in ihm auffindbaren Echos biblischer Texte eingeführt. Hinzu kommt die Lektüre beispielhafter Erzählungen biblischer Propheten. Im zweiten Abschnitt wenden die Teilnehmenden sich explizit der Figur Marias zu. Sie vollziehen Stationen ihrer Entwicklung und Wandlungen im christlichen Kontext nach, um anschließend die koranischen Marienerzählungen und deren heutige Interpretationen diesen gegenüber zu stellen. Das Seminar schließt mit einem Exkurs zur feministischen Koraninterpretation und diskutiert Maria und weitere historische islamische Frauengestalten als feministische Ideale. Die Lektüre der für das Seminar relevanten Texte aus Koran, Sunna und Bibel bildet neben Inputs aus der Sekundärliteratur die Grundlage für fruchtbare Gespräche und die Diskussion verschiedener Sichtweisen. Die Veranstaltung startet digital. Wenn möglich, wollen wir einen oder zwei Termine in Präsenz durchführen. Arabisch-, Bibel- oder Korankenntnisse werden nicht vorausgesetzt.
Organisatorisches: Eine Anrechnung im Wahlbereich ist nach Absprache möglich.