Lehrende: Prof. Dr. Horst Junginger
Veranstaltungsart: Seminar
Orga-Einheit: 03-Religionswissenschaft
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Fach:
Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung: Wie der Begriff „Weltreligion“ ist auch die Idee eines religiösen „Weltethos“ neueren Datums. Die hundert Jahre zwischen dem Weltparlament der Religionen (1893) und dem Parlament der Weltreligionen (1993) in Chicago stecken den zeitlichen Rahmen ab, in dem sich die Vorstellung einer auf der Goldenen Regel basierenden universalen Religionsethik entwickelte. Religionshistorisch betrachtet sind beide Traditions-erfindungen das Resultat einer Gegenbewegung gegen die Säkularisierung, die von einem liberalen christlichen Religionsverständnis ihren Ausgang nahmen. Dem katholischen Theologen und Kirchenkriti-ker Hans Küng gelang es dabei in besonderer Weise, der Politik das Christentum als einen nach wie vor relevanten „global player“ zu vermitteln. Obwohl es weder universale religiöse Werte noch universale „Weltreligionen“ gibt, macht es gleichwohl Sinn, sich mit Religionen im Weltmaßstab auseinanderzuset-zen. Von der metaperspektivischen Warte der Religionswissenschaft aus zeigen sich hier deutliche Dis-krepanzen zwischen dem religiösen Anspruch auf ethischen Universalismus und den tatsächlichen Ver-hältnissen in der politischen und religionsgeschichtlichen Realität.
Literatur: Christel Hasselmann: Die Weltreligionen entdecken ihr gemeinsames Ethos. Der Weg zur Weltethoserklä-rung, Mainz 2002 Manfred Hutter: Die Weltreligionen, München 2005 Hans Küng: Projekt Weltethos, München 1990 Dorothea Lüddeckens: Das Weltparlament der Religionen von 1893. Strukturen interreligiöser Begegnung im 19. Jahrhundert, Berlin 2002 Tomoko Masuzawa: The invention of world religions, or, how European universalism was preserved in the language of pluralism, Chicago 2005