Lehrende: Clemens Schneider; Christoph Schröder
Veranstaltungsart: Übung
Orga-Einheit: 01-Evangelische Theologie
Anzeige im Stundenplan: ÜB AT
Fach:
Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung: Wenn über das Verständnis von Wahrheit und Wirklichkeit diskutiert wird, ist der Begriff „Mythos“ ein Reizwort. Zur Mitte des letzten Jahrhunderts löste nicht zuletzt der protestantische Theologe Rudolf Bultmann eine hitzige Debatte aus. Seiner Meinung nach verstehe der moderne Mensch das mythische Denken der Antike nicht mehr, weshalb man biblische Schriften „entmythologisieren“ müsse. Der Philosoph Hans Blumenberg hingegen versteht mythisches Denken als menschliche Grundkonstante, da es dem Menschen erlaubt, dem „Absolutismus der Wirklichkeit“ entgegenzutreten, also erdrückende Kontingenzerfahrungen menschlicher Existenz zu verkraften und zu deuten. Biblische Texte partizipieren am mythischen Denken des Alten Orients. Nicht nur innerhalb der Urgeschichte (Gen 1 – 11) erscheint der Gott Israels recht anthropomorph als Teil einer Sphäre, die mit anderen numinosen Wesen und Mächten bevölkert ist (vgl. u.a. Jes 6,1-8; 51,9; Sach 3; Hi 1 – 2; ). Sind diese Vorstellungen theologisch überholt, oder nicht vielmehr innovative und notwendige sprachliche Annäherungen an die Transzendenz angesichts unserer vermeintlich postmythischen, faktenorientierten Zeit? Bei genauerem Hinsehen erweisen sich auch so manche säkulare Narrative als nichts anderes als Mythen der Gegenwart – man denke nur an den unübersehbar mythisch aufgeladenen Machbarkeitswahn, wie er beispielsweise in post- und transhumanistischen Konzepten enthusiastisch ventiliert wird. Aber auch bestimmte Interpretationen des Nationalgedankens zeigen eine hohe Affinität zu mythologischer Sprache. In welchem Verhältnis stehen diese modernen Mythen zu den religiösen antiken Mythen im Rahmen menschlicher Sinnsuche und Weltdeutung? Bei überschaubarem Leseaufwand setzen wir uns in der Übung mit verschiedenen Mythentheorien auseinander, um der „Arbeit am Mythos“ innerhalb alttestamentlicher Texte und Erscheinungen der Gegenwart auf die Spur zu kommen.
Organisatorisches: Zielgruppe: Interessierte aller Studiengänge Voraussetzungen: Hebräischkenntnisse sind nicht von Nachteil, aber nicht notwendig erforderlich Leistungsnachweis: Prüfungsleistungen sind entsprechend der Studien- und Prüfungsordnung zu erbringen.
Literatur: Wird in der ersten Sitzung bekannt gegeben