Lehrende: Michael Wehren
Veranstaltungsart: Seminar
Orga-Einheit: 03-Theaterwissenschaft
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Fach:
Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung: Figuren des Dritten kennen wir insbesondere aus der Geschichte von Theater und Drama. ZeugIn-nen, RichterInnen, BotInnen, LiebhaberInnen u.a. bringen dort immer wieder die intersubjektiven Beziehungen von „Ich“ und „Du“ bzw. „Anderem“ aus dem vermeintlichen Gleichgewicht und sorgen für Irritationen indem sie dyadische Zweisamkeit aufbrechen und vorgeblich intime Relationen einem fremden Blick aussetzen. Doch die Dimension des Dritten irritiert nicht nur, sie konstituiert auch, denn, so der Phänomenologe Bernhard Waldenfels: „Der Dritte ist immer im Spiel, nur eben oft als geheimer Souffleur, der mit dem Akteur beinahe verschmilzt.“ Auftritte des Dritten finden allerdings nicht nur in Theater und Drama statt, sondern auch auf den Schauplätzen der Theorien von Psychoanalyse, Soziologie, Philosophie und Medientheorie. Eine theaterwissenschaftliche Beschäftigung mit den in diesen entworfenen Konzeptionen des Drit¬ten ermöglicht einerseits Differenzierungen der Dimension des Dritten, andererseits eine kritische Reflexion auf die Rede vom Dritten. Zur Diskussion steht hierbei nicht zuletzt die Auseinander-setzung mit der Theatralität des Dritten auf dem Schauplatz der Theorie sowie die Bedeutung der Dimension des Dritten für theaterwissenschaftliche Arbeiten. In der Spannung von Konstitution und Irritation sowie Theater und Theorie begibt sich das Seminar auf eine theaterwissenschaftliche Spurensuche und bietet die Gelegenheit sich anhand be-kannter und weniger bekannter Texte (u.a. von Derrida, Freud, Heinrich, Lacan, Legendre, Lévinas, Serres, Simmel und Waldenfels) sowie ausgewählter Beispiele aus der Theatergeschichte mit unter-schiedlichen Konzeptionen des Dritten kritisch auseinander zu setzen. Ein zentrales Ziel ist hierbei die kritisch-differenzierte Erschließung der erwähnten Ansätze für die theaterwissenschaftliche For-schung und zugleich eine potentielle Reflexion theaterwissenschaftlicher Begrifflichkeiten sowie ihrer epistemologischen Voraussetzungen.
Organisatorisches: Videosicht: Donnerstag, 17.00-19.00 im Hörsaal