Lehrende: Prof. Dr. Horst Junginger
Veranstaltungsart: Seminar
Orga-Einheit: 03-Religionswissenschaft
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Fach:
Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung: Auch dreißig Jahre nach dem Ende der DDR scheint ein unbefangener Umgang mit den Ursachen für den Rückgang der Religionsbindung im Osten Deutschlands kaum möglich zu sein. Der Prozentsatz der Kirchenmitglieder sank im Zeitraum zwischen 1950 und 1990 von etwa 90 auf etwa 30 Prozent. Dass sich dieser Trend nach der Wiedervereinigung nicht umkehrte, lässt sich schwerlich mit dem anhaltenden Erbe eines von Staat und Partei dem Volk aufoktroyierten Atheismus begründen. Die Zunahme der Religionslosigkeit um 60 Prozent in nur vier Jahrzehnten stellt einen religionshistorisch einmaligen Vorgang dar, der bislang ohne zureichende Erklärung geblieben ist. Abgesehen von der geschichtlichen Kontextualisierung des Unglaubens in der DDR sollen Phänomene wie die Jugendweihe und andere Formen der säkularen Feiergestaltung in den Blick genommen werden. Dadurch, dass sich der Religionstrend Gesamtdeutschlands den Verhältnissen der DDR anzugleichen scheint, gewinnt der ganze Bereich nichtreligiöser Rituale im Hinblick auf ihre funktionale Äquivalenz zu kirchlichen Formen der religiösen Vergemeinschaftung besondere Aktualität.
Literatur: Beyer, Martin u.a., Hg.: Religionsloses Ostdeutschland? Wahrnehmungen und Diskurse, Leipzig 2013 Gärtner Christel u.a., Hg.: Atheismus und religiöse Indifferenz, Wiesbaden 2003 Hoffmann, Alfred: ‚Mit Gott einfach fertig‘. Untersuchungen zu Theorie und Praxis des Atheismus im Marxismus-Leninismus der Deutschen Demokratischen Republik, Leipzig 2000 Pollack, Detlef: Kirche in der Organisationsgesellschaft. Zum Wandel der gesellschaftlichen Lage der evangelischen Kirchen in der DDR, Stuttgart 1994 Wohlrab-Sahr, Monika u.a., Hg.: Forcierte Säkularität. Religiöser Wandel und Generationendynamik im Osten Deutschlands, Frankfurt a.M. 2009.