Lehrende: Prof. Dr. Horst Junginger
Veranstaltungsart: Seminar
Orga-Einheit: 03-Religionswissenschaft
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Fach:
Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung: So wenig bislang vergleichende Untersuchungen zum Verhältnis von religiösen und nichtreligiösen Vorurteilen durchgeführt wurden, so wenig erforscht sind parallele Vorurteilsstrukturen, die mehrere Religionen betreffen. Das ist umso erstaunlicher, weil man weiß, dass Vorurteile kontagiös sind und epidemisch auftreten. Wer Vorurteile gegen Juden hat, neigt auch zu Vorurteilen gegen Frauen, Homosexuelle und religiöse Minderheiten. Ausgangspunkt des Seminars ist die auf den ersten Blick merkwürdige Tatsache, dass Vorausurteile vollkommen normal und im täglichen Leben unumgänglich sind. Das generalisierende Urteilen wird allerdings schnell zum Problem, wenn es auf Unkenntnis und falschen Voraussetzungen beruht, zu weit geht und auch durch gegenteilige Evidenz nicht erschüttert werden kann. Religiöse Vorurteile zeigen sich überdurchschnittlich immun gegenüber rationaler Kritik, weil sie mit ihrem hohen Anteil an nichtkognitiven Elementen einen durch wissenschaftliche Argumente kaum einzunehmenden Schutzwall besitzen. Erwiesenermaßen gewinnen Stereotype, Ressentiments und das diskriminierende „othering“ in Situationen existenzieller Krisenwahrnehmung an Bedeutung. Das ist auch die Domäne religiöser Interpretationsmodelle.
Literatur: Adorno, Theodor W. u.a.: Studien zum autoritären Charakter, Frankfurt a.M. 1995 (Erstauflage 1950) Allport, Gordon W.: The nature of prejudice, Reading 1954 Botsch, Gideon u.a., Hg.: Islamophobie und Antisemitismus – ein umstrittener Vergleich, Potsdam 2011 Hahn, Hans Henning, Hg.: Stereotyp, Identität und Geschichte. Die Funktion von Stereotypen in gesellschaftlichen Diskursen, Frankfurt a.M. 2002 Schiffer, Sabine und Constantin Wagner: Antisemitismus und Islamophobie. Ein Vergleich, Wassertrüdigen 2009 Stangor, Charles, Hg.: Stereotypes and prejudice, Philadelphia 2000