Lehrende: Prof. Dr. Peter Bräunlein
Veranstaltungsart: Seminar
Orga-Einheit: 03-Religionswissenschaft
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Anrechenbar für:
Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung: Tibet strahlt wie kaum eine andere geographische Region oder fremde Religion dieses Erdballs eine ganze besondere Faszination aus. In der Wahrnehmung des Westens verbinden sich mit tibetischer Kultur und Religion Magie, Hexerei, geheimnisvolle Rituale, abgeschiedene Klostergemeinschaften, tiefe Weisheit und Hoffnung auf spirituelle Erlösung. Die Vorstellung eines verborgenen Paradieses, dessen Bewohner nach geistiger Vollkommenheit streben, gehört ebenso zur westlichen Tibet-Imagination wie die von ewigem Frieden und natürlicher Harmonie. Der Tibet-Mythos wurde genährt durch Reiseberichte, später durch Hollywood-Filme. Davon erfasst wurden weite Kreise der westlichen Gesellschaften unter wechselnden Vorzeichen. So waren (und sind) es nicht nur spirituell motivierte Heilsuchende, auf die Tibet eine Anziehungskraft ausübt, fasziniert zeigten sich auch Angehörige der nationalsozialistischen Elite. Phantasien wie der Tibet-Mythos sind kulturspezifisch und unterliegen historischem Wandel. Erwähnt sei hier das gänzlich gegensätzliche Tibet-Bild Chinas, das dort, wo viele Westler vor allem erleuchtete Mönche wahrnehmen, nichts als religiös verbrämte Tyrannei und brutale Feudalgeschichte erkennt. Im Laufe des Seminares wird es um die Entstehung und die Geschichte unterschiedlicher Tibet-Imaginationen im Westen gehen. Angesichts westlicher Sehnsüchte und spiritueller Bedürfnisse, die sich mit einer verzerrten Wahrnehmung tibetischer Kultur und Religion verbinden, ist auch zu fragen, welche Auswirkungen diese Zugriffe auf die Herausbildung tibetischer Identität heute haben.
Literatur: Donald S. Lopez, Jr.: Prisoners of Shangri La. Tibetan Buddhism and the West. Chicago/London, 1998 Brauen, Martin (Hg.): Traumwelt Tibet – Westliche Trugbilder. Bern, 2000