Lehrende: Dr. Nadja Horsch
Veranstaltungsart: Vorlesung
Orga-Einheit: 03-Kunstgeschichte
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Semesterwochenstunden: 2
Unterrichtssprache: Deutsch
Offizielle Kursbeschreibung: «la natura con l'arte è fatta artefice e connaturale l'arte e d'ambedue è fatta una terza natura a cui non saprei dar nome.« (Jacopo Bonfadio, 1542) Im italienischen Renaissancegarten finden zentrale Themen der Epoche sinnfälligen künstlerischen Ausdruck, darunter die hier gestellte kunsttheoretische Frage nach dem Verhältnis zwischen Natur und Kunst, in welchem die Gartenkunst als Zwitterwesen eine Schlüsselposition einnimmt. Sie ist nicht (nur) Kunst und nicht (nur) Natur, sondern bringt etwas Neues, eine "dritte Natur" hervor, die in der Gestaltung der Gärten immer wieder thematisiert ist - in der künstlerischen Formung und Rahmung von Wasser und Pflanzen, in figürlich geschnittenem Buchs und Pflanzenarchitekturen etwa. Der Garten ist jedoch auch einer der Orte, an denen sich die neue Natursensibilität der Renaissance fassen lässt: im von wissenschaftlichem Erkenntnisstreben geleiteten Mikrokosmos der Pflanzen- und Tiersammlungen ebenso wie in der "Entdeckung" der Landschaft, die mit Gartennatur und Architektur in Dialog gesetzt wird.Als weiteres Schlüsselthema der Renaissance werden im Garten Rezeption und kreative Aneignung antiker Kunst und Kultur greifbar: in der vom antiken Ideal der geistig produktiven Muße ("otium cum dignitate") geprägten Kultur des Landlebens, in den römischen Statuengärten, in der Assoziation der Gärten mit den literarischen Topoi des "Locus amoenus" und Arkadiens, in den zahlreichen Versuchen, Gestaltungselemente der antiken Gärten aus literarischen Quellen zu rekonstruieren. Die Vorlesung geht diesen und anderen Themen am Beispiel von Gartenanlagen aus ganz Italien, jedoch mit einem Schwerpunkt auf Rom und Mittelitalien, nach und ordnet sie in größere kunst- und kulturhistorische Zusammenhänge ein. Zentrale Gestaltungsprinzipien und -elemente der Gartenkunst werden ebenso behandelt wie ikonographische Motive, die Bezüge zu Malerei und Literatur sowie nicht zuletzt die vielfältigen Funktionen und Nutzungen der Gärten, die sie zu einem vitalen Bestandteil der Renaissancekultur machten.
Literatur: Coffin, David R.: Gardens and gardening in papal Rome. Princeton/N.J. 1991; Lazzaro, Claudia: The Italian renaissance garden: from the conventions of planting, design and ornament to the grand gardens of sixteenth century central Italy. New Haven [u.a.] 1990; Ribouillault, Denis: Rome en ses jardins: paysage et pouvoir au XVIe siècle. Paris 2013 (L’ art et l’essai; 12)